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Bella Bathurst, gilt als eine der vielversprechendsten Nachwuchsschriftstellerinnen in England. In ihrem Roman "Feindinnen" nimmt sie ihre Leser mit auf eine Klassenreise einer Gruppe 13jähriger Teenager. Die Schülerinnen eines Mädcheninternats sollen auf dem Lande in einem alten Gemäuer die Tage zwischen ihren letzten Prüfungen und den Ferien mit Spaziergängen und Sport verbringen. Doch die Autorin, die selbst ein Internat besucht hat, erzählt keineswegs von netten Tagen à la Hanni und Nanni, sondern zeigt auf, wie die pubertierenden Mädchen sich gegenseitig schikanieren und auszustechen versuchen. Allenfalls der ruhigen Alison gelingt es, sich dem Zickenterror zu entziehen, indem sie mit ihren Büchern im Wald verschwindet und die Landluft genießt, was die anderen als "uncool" verabscheuen.
Die schöne Caz hält alle mit ihren Machttiraden in Spannung, keiner wagt Widerspruch. Auch die allabendlichen heimlichen Ausflüge in die Kneipe gehen auf ihre Kappe. Daß die sympathische Jules letztendlich aufgrund der Sorglosigkeit der Kinder mal "nebenbei" von einem Halbstarken vergewaltigt wird, scheint keinen zu berühren. Die Erzieherinnen sind sowieso überfordert und werden von allen Mädchen, einschließlich der dicken, von den Mitschülerinnen als Mobbingopfer gesehenen Isabel, verabscheut.
Stück für Stück offenbart Bella Barthurst die Vorgeschichten ihrer kleinen Antiheldinnen, zeigt ihre kleinen Macken und großen psychischen Störungen. So heißt Lola seit der Scheidung ihrer Eltern Hen, leidet unter Magersucht und fügt sich regelmäßig selber Schmerzen zu, um ihren "widerwärtigen, minderwertigen Körper seine gerechte Strafe zukommen zu lassen".
Am Ende dieses sehr düsteren Ferientrips ist eines der Mädchen tot und der Leser froh, erwachsen zu sein.
Bella Bathurst: "Feindinnen", Droemer, München 2004, geb., 365 Seiten, 19,90 Euro |
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