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Verwelkter Lorbeer

 
     
 
Überall kann man derzeit über die Probleme der Großen Koalition lesen. Manfred Lahnstein, einst Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister der Finanzen unter Helmut Schmidt, ist jedoch so schnell gewesen, daß er sogar schon ein Buch dazu vorlegen kann. In "Die gefesselte Kanzlerin - Wie die Große Koalition
sich selbst blockiert" führt das Mitglied im Vorstand der Bertelsmann AG in Gütersloh aus, wieso unserer Regierung nichts glückt. Da er mit der Arbeit am Buch offenbar schon begonnen hatte, als die Kanzlerin in Deutschland noch von dem Rest der auf sie projezierten Hoffnungen zehren konnte, ist so mancher der geäußerten Kritikpunkte noch nicht genügend zu unterfüttern gewesen. Also nähert sich der Autor von verschiedenen Seiten seinem Thema, um dem Leser einen Überblick zu verschaffen - und die Seiten voll zu bekommen.

Letzteres ist auffällig, denn der Vorsitzende des Kuratoriums der "Zeit"-Stiftung holt manchmal zu sehr aus, um sich seinem eigentlichen Kernthema zu nähern.

Manfred Lahnstein spricht über die 2005 entscheidenden Landtagswahlen, Schröders Beweggründe für seinen Wunsch nach Neuwahlen, den Bundestagswahlkampf, die Wahl selber, um von dort in die Vergangenheit abzutauchen. Er stellt unseren Wohlfahrtsstaat vor, erinnert kurz an die Ära Schmidt, die Ära Kohl und die Ära Schröder. Von dort geht er zur Globalisierung über, nennt Deutschlands Konkurrenten, ihre Schwächen und Stärken.

Nachdem er die Ausgangslage 2005 vorgestellt hat, kommt Lahnstein nach gut 200 Seiten auf die Arbeit der Großen Koalition zu sprechen. "Und so sind die Probleme, mit denen wir uns heute herumschlagen müssen, nicht erst gestern entstanden. Über lange Zeit hinweg waren wir auf das ,Modell Deutschland ebenso stolz wie auf die Bewunderung, die es weltweit hervorrief. Wir hätten rechtzeitig erkennen müssen, daß nichts so schnell welkt wie Lorbeer. Wir haben es nicht getan. Selbstgerechtigkeit und Denkfaulheit, Ängstlichkeit und Entschlußlosigkeit haben uns allmählich in die Klemme gebracht."

Etwas detaillierter führt der Autor folgend aus, was die Große Koalition bisher erreicht oder auch nicht erreicht hat, wobei er unter anderem bemängelt, daß die Politik und die Medien es nicht geschafft habe, alles der Öffentlichkeit nahezubringen. So enthalte die Gesundheitsreform unter anderem einige gute Aspekte, über die aber nie jemand geredet habe.

Im ganzen ist Manfred Landsteins "Gefesselte Kanzlerin" nur als Lektüre für jene sinnvoll, die in dem letzten Jahr kaum Tageszeitungen gelesen haben, allen anderen hat der Autor nicht viel Neues zu sagen. Außerdem: In letzter Zeit melden sich ständig ehemalige politische Persönlichkeiten zu Wort, die die Lage Deutschlands beklagen und kluge Lösungsvorschläge machen. Wieso bitte schön haben sie diese nicht durchgesetzt, als sie noch in Amt und Würden waren? Bel

Manfred Lahnstein: "Die gefesselte Kanzlerin - Wie die Große Koalition sich selbst blockiert", Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, geb., 296 Seiten, 19,95 Seiten 5962
 
     
     
 
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