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Von Paulus keine Rede

 
     
 
Es dauert seine Zeit, bis der Bus die einzelnen Hotels an der türkischen Riviera angefahren hat, um die meist deutschen Touristen einzusammeln, die das antike Perge sehen wollen. Es liegt keine 20 Kilometer vom Flughafen der Touristenhochburg Antalya entfernt und ist damit ein beliebtes Ziel aller, die wenigstens für einen Tag den Alles-inklusive-Leistungen der Hotels entfliehen wollen, um etwas von der wirklichen Türkei
zu sehen. Rechts und links der Autobahn stehen die vielen Gewächshäuser, in denen Tomaten, Gurken, Bohnen wachsen, die für die Millionen Gäste in den mehr als 800 Hotels in der Region benötigt werden.

Leider fehlt im kleinen und romantischen Hafen von Antalya jeder Hinweis auf Paulus und Barnabas, die dort anlandeten. Paulus war auf seiner ersten Missionsreise. Seit einigen Jahren gibt es eine kleine St. Pauluskirche in der gleichnamigen Straße. Hinweise auf sie und ihren katholischen Gottesdienst allerdings sucht man in den Hotels vergeblich.

Gleichfalls verlieren die Reiseleiter auf dem Weg nach Perge auch nur ein Wort darüber, daß dort mit dem hl. Paulus (10-64 n. Chr.) eine der "wirkmächtigsten" Persönlichkeiten der Weltgeschichte predigte. In der Apostelgeschichte heißt es kurz und bündig: "Paulus und seine Weggefährten kamen nach Perge. Johannes trennte sich dort von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück."

Das halb verfallene Amphitheater von Perge mit seinen 12000 Plätzen lassen die Reiseführer im wahrsten Sinne des Wortes "links" liegen. Es geht zum riesigen Parkplatz vor den Ruinen der alten Stadt, in der Schrifttafeln auch in Deutsch das Wichtigste mitteilen. Perge war im Altertum durch seinen großen Mathematiker Apollonius berühmt, auf den noch Jahrhunderte später Johannes Keppler bei seinen Berechnungen über die Bewegungen der Planeten zurückgriff. Auch beim Rundgang durch die Ruinen mit den vielen, zum Teil wieder aufgestellten Säulen, fällt über Paulus und Barnabas kein Wort. Auf der 75 mal 75 Meter großen Agora, dem Marktplatz, hat der bedeutendste Missionar des Urchristentums gepredigt. Perge erlebte gerade seine größte Blüte. Nicht Artemis, so Paulus, ist hier zu verehren, sondern Jesus von Nazareth, der Sohn Gottes.

Die Reiseleiter zeigen die großen Bäder und die schnurgerade Säulenstraße, die zur Akropolis, dem Burgberg führt. Kein Baum spendet Schatten und die Touristen bewundern mehr als daß sie kaufen die vielen kleinen Händler, die sich rechts und links der Straße niedergelassen haben. Möglicherweise sitzen sie auf verborgenen archäologischen Schätzen, denn erst 1947 wurde mit den systematischen Ausgrabungen begonnen.

Von 1994 bis 2004 wirkte hier die "Deutsche Forschungsgesellschaft". Jetzt gräbt die Universität Istanbul ein Gräberfeld aus. Bevorzugte Arbeitszeit sind die Monate September bis Dezember, sonst ist es zu regnerisch oder zu heiß. Es könnte mehr geschehen, aber es fehlt das Geld. Das Mitnehmen von antiken Steinen steht unter strenger Strafe. Es können bis zu fünf Jahre Haft drohen.

Im "Kaisersaal" und "Göttersaal" des am Stadtrand von Antalya gelegenen Museums stehen die Plastiken römischer Kaiser und Potentaten, die seit 1964 in Perge gefunden wurden. Insgesamt sind es 47. 20 davon schmückten einst die Südtherme, die übrigen stammen aus anderen Teilen der Stadt.

Sie mögen einst auf Paulus und Barnabas heruntergeschaut haben. Perge, die "erste unter den Städten Pamphyliens", zeigt eine eigene Kunstrichtung. Die Formen sind scharf abgegrenzt, die Statuen wirken strenger als anderswo.

Perge war auch bekannt durch sein Asylrecht. Wer sich als verfolgter Fremdling hinter die Stadtmauern retten konnte, hatte nur noch wenig zu befürchten. Durch seinen Besuch in Ephesus hat Papst Benedikt XVI. die Türkei an ihre christlichen Wurzeln erinnert. Vielleicht trägt das bald auch bei Führungen in Perge Früchte.

Ruinen von Perge: Hier predigten einst Jünger
 
     
     
 
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