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Noch heute sind ihre oft traurigen und sehnsuchtsvollen Lieder und Chansons vielen Menschen gegenwärtig, immer wieder spielen Radiosender ihren zeitlosen Hit "Mein Freund der Baum". Jeder kennt den "Zigeunerjungen" und "Sehnsucht. Das Lied der Taiga". Das melancholische Timbre ihrer Stimme weckt bei ihren Zuhörern verborgene Gefühle. Ihre Texte sind zeitlos, selbst in der heutigen schnellebigen Zeit haben Chansons wie "Was ist das Ziel", "Illusionen" oder "Weißt du noch" einen aktuellen, tieferen Sinn. Am 31. Juli jährt sich zum 35. Mal der Todestag der bei einem Autounfall im schleswig-holsteinische n Tellingstedt verunglückten Schlagersängerin Alexandra.
Alexandra kam am 19. Mai 1942 im memelländischen Heydekrug als Doris Treitz zur Welt. 1944 mußte die Familie aus Ostdeutschland fliehen und fand schließlich in Kiel ihren neuen Wohnsitz. Schon als Kind stellte Alexandra ihr musisches Talent unter Beweis, indem sie erfolgreich an Schultheater- und Musik-aufführungen teilnahm. Sie war sehr eigenwillig; zielstrebig nutzte sie ihre vielseitigen Talente. Nach der Schulzeit nahm sie eine Ausbildung als Graphikerin auf, die sie aber bald für ein Gesangs- und Schauspielstudium wieder aufgab. Von ihrem ersten selbstverdienten Geld kaufte sie sich eine Gitarre. Dies sollte der Beginn einer großen Karriere sein.
Alexandra tingelte durch Bars und Kneipen, trug eigene Kompositionen und russische Folklore vor, heiratete den 30 Jahre älteren Exil-Russen Nikolaj Nefedov, brachte ihren Sohn Sascha zur Welt, bereiste Amerika und Andalusien, ließ sich nach zwei Jahren Ehe wieder scheiden, um ihren eigenen Weg zu gehen. Der führte sie in das Showgeschäft. Der Hamburger Plattenproduzent Fred Weyrich entdeck-te sie schließlich und es begann ein kurze, kometenhafte Karriere. Der Produzent war so begeistert von ihr, daß er gleich eine LP aufnahm, eine absolute Ausnahme zur damaligen Zeit! Im Tonstudio wurden selbstkomponierte und getextete Lieder aufgenommen, die Alexandra selbstbewußt und sicher nur mit der Begleitung ihrer Gitarre vortrug. Diese Lieder wurden Jahre nach ihrem Tod musikalisch unterlegt und veröffentlicht. Lieder wie "Wild ist das Land" und "Es war einmal ein Fischer" weisen in die Richtung, die Alexandra vorhatte einzuschlagen: Sie wollte einmal eine große Chansonsängerin werden mit anspruchsvollen Liedertexten.
Doch dazu kam es nicht mehr. Der Unfall auf der B 203 bei Tellingstedt riß sie jäh aus ihrem Leben. Laut Unfallbericht der Polizei soll sie mehrere Halteschilder mißachtet haben und ungebremst auf die Kreuzung in einen Lkw gerast sein. Dennoch gibt es bis heute viele Rätsel um ihren Tod. Alexandra schloß vor ihrer Urlaubsfahrt eine weitere Lebensversicherung ab, machte ihr Testament, fühlte sich bedroht, war mißtrauisch, ängstlich und nervös. Vor dem Unfall hatte sie mit ihrem Auto eine Tankstelle aufgesucht, weil es Probleme mit der Technik gab. Als vor fünf Jahren der Biograph und Regisseur Marc Boettcher die Biographie Alexandras schrieb und die Vorbereitungen für den Film "Alexandra - die Legende einer Sängerin" plante, erhielten er und sein Filmteam Morddrohungen. Die Polizei hat diese mysteriösen Umstände nie aufgeklärt.
Die Fangemeinde hält die Erinnerung an Alexandra mit Treffen am Unfallort und an ihrem Grab auf dem Münchener Westfriedhof wach, in diesem Jahr erstmals mit anschließender Abend-Veranstaltung. Im Februar 2003 wurde der "Alexandra-Freunde Verein e.V." gegründet, der auch von Alexandras Sohn Alexander Nefedov unterstützt wird. Unter den Mitgliedern sind auch einige Fotografen, Bekannte und Freunde, Menschen, die Alexandra noch persönlich gekannt haben. Wer Interesse am Verein hat, kann sich im Internet unter www.alexandra-welt.de oder bei Jochen Behrendt (Kirchheimbolander Straße 20, 67294 Orbis) informieren, der als Schriftführer des Vereins für die Gestaltung der Internetseite verantwortlich ist.
Auf der liebevoll gestalteten Internetseite werden alle verfügbaren Informationen über die Sängerin einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben einer Fülle von Bildern, unter anderem aus dem Privatbesitz des Sohnes, erfährt man biographische Details aus dem Leben Alexandras, hat die Möglichkeit, Verbindung zu anderen Vereinsmitgliedern aufzunehmen, auch bietet der Verein eine Tauschbörse an.
Von Marc Boettchers Biographie ist inzwischen eine limitierte Neuauflage mit CD erschienen (Parthas Verlag, Berlin, 220 Seiten, 70 sw Abb., gebunden, 28 Euro). Darüber hinaus ist für den Herbst dieses Jahres die Veröffentlichung von Film- und Interviewmaterial, basierend auf der Dokumentation von Marc Boettcher, geplant.
Julian Mühlbacher
Alexandra im Internet: Große Fangemeinde auch nach dem Tod Foto: Internet
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