Vor Moskau in den Tod

Der Langen Müller Verlag bewirbt den Roman "Beresina" als Debut eines vielversprechenden literarischen Talents und greift damit vielleicht doch ein wenig zu hoch. Was jedoch nichts am hohen Unterhaltungswert des spannenden, manchmal allerdings etwas kitschigen Erstlingswerks des 27jährigen Christian Huster ändert.

Der erwachsene Georg Unterkofler verzichtet seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder zuliebe auf seinen Erbanteil am winzigen Bauernhof und macht sich im Dunkeln der Nacht auf nach Amerika. Doch das in seinen Augen gelobte Land wird er bei dieser Flucht nicht erreichen: Noch vor der württembergischen Grenze wird er festgenommen und zwangsrekrutiert. Das Verlassen des Landes ist vor allem für junge Männer nicht erlaubt: Friedrich I. von Württemberg braucht sie für seine Armee. Und genau in dieser findet sich Unterkofler wieder. Der Drill ist hart, die Offiziere leben ihre Macht über die Rekruten

in teilweise sadistischen und total sinnlosen Spielchen aus. In dem widerspenstigen Deiss, dem etwas schwächlichen Blümler und dem sein Schicksal hinnehmenden Kopp findet Georg jedoch schnell Freunde, die ihm den militärischen Alltag erträglich machen. Doch dann kommt Napoleon mit seinem Feldzug nach Rußland und der württembergische König läßt seine Männer mit Napoleon gen Osten ziehen.

Eindringlich schildert der Autor, wie die Soldaten unter unmenschlichen Bedingungen immer weiter Richtung Moskau ziehen, die Russen sich jedoch nicht zur Schlacht stellen. Legendär der Brand in Moskau, legendär die eisige Kälte des Rückzuges der von der russischen Weite geschlagenen Armeen unter Napoleon.

Damit bei dem ziemlich von Männern dominierten Thema die Liebe nicht zu kurz kommt, hat der Autor die adlige Sophie Baronesse von Laue, die ihre Freundin, eine Offiziersgattin, begleitet, mit ins Spiel gebracht. Sie begegnet dem württembergischen Soldaten Unterkofler, der sich sofort in sie verliebt. Die Liebe gibt ihm die Kraft, alles auf ihn wartende Unheil zu überstehen.

Ein wirklich spannender Roman über Unmenschlichkeit, Barbarei und hunderttausendfaches Sterben, aber auch Freundschaft, Liebe und Hoffnung. Fritz Hegelmann

Christian Huster: "Beresina", Langen Müller, München 2005, geb., 287 Seiten, 19,90 Euro