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Wer austeilt, muß auch einstecken können - diese alte Weisheit sollte nicht nur für Boxer, sondern auch für Politiker gelten. Wer sich nicht daran hält, muß damit rechnen, k. o. geschlagen zu werden. Auch dies gilt für Boxer wie für Politiker.
Und ganz besonders gilt dies für Menschen, die offensichtlich die politische Arena mit einem Boxring verwechseln. Zum Beispiel der CDU-Politiker Michel Friedman: Seine öffentlichen Auftritt e liefen stets nach demselben Kampfmuster ab - erst sondieren, wo die Schwächen des Gegners liegen, dann dessen Deckung zermürben und schließlich drauflosdreschen, bis er umfällt. Mit dieser ebenso simplen wie effektvollen Strategie hat Friedman sich den Ruf des bissigsten, schärfsten, rücksichtslosesten Polit-Plauderers der deutschen TV-Nation erkämpft. So manches Opfer seiner Verbalattacken würde wohl hinzufügen: auch des unfairsten...
Diese Wertung aber stimmt so nicht, weder sportlich noch politisch. Daß Friedman hart zur Sache geht - härter als alle anderen im politischen Mediengeschäft (bzw. medialen Politikgeschäft) -, ist hinlänglich bekannt. Schließlich heißt eine seiner Sendungen "Vorsicht! Friedman"; sensible Gemüter hätten das ernst nehmen sollen.
Zudem: Wer sich mit einem wie Friedman einläßt, tut das freiwillig. Meines Wissens ist bislang niemand mit Waffengewalt in die Aufnahmestudios des Hessischen Rundfunks gezwungen worden. Und auch als der kürzlich verblichene Jürgen Möllemann sich im letzten Bundestagswahlkampf mit Friedman anlegte, tat er das, ohne von irgend jemandem dazu genötigt worden zu sein, wohl wissend, daß er es mit einem Gegner aufnahm, der sich jeden Vorteil hemmungslos zunutze macht, auch den, sich selber als "unangreifbar" darzustellen.
Nein, unfaires Verhalten kann man Michel Friedman nicht vorwerfen. Er hielt sich - bislang - an die "Spielregeln" (die er nicht erfunden hat), nutzte diese aber konsequent und bis zur äußersten Grenze aus. Wem das nicht paßt, der soll das "Spiel" eben nicht mitmachen - diese zu Medienstars entarteten Politiker kann man übrigens mit nichts anderem härter strafen: Stellt euch vor, es ist "Friedman", und keiner geht hin!
Nun droht ihm gar die Höchststrafe, die totale Verbannung von der Polit-Bühne. Sollten sich die im Raum stehenden Verdächtigungen bestätigen, wäre er weder für das Fernsehen noch für die CDU oder für den Zentralrat der Juden weiter tragbar (ob er das je war, ist eine andere Frage). Sollte der Verdacht sich als haltlos erweisen, müssen Friedmans Gegner sich wohl weiter über ihn ärgern.
Zum Dümmsten, was man in diesem Zusammenhang zu lesen und zu hören kriegt, gehört die Warnung vor Schadenfreude - offener oder "klammheimlicher". Friedman hat durch sein eigenes Verhalten, seine ungezügelte Aggressivität, seine beleidigende Ausdrucksweise solche negativen Reaktionen geradezu herausgefordert. Sein äußeres Erscheinungsbild, sein Parteibuch, seine Religion - all das spielt hier keine Rolle: Ein "Friedman", blauäugig-blond, sozialistisch-rot oder alternativ-grün, streng-katholisch oder locker-protestantisch, ansonsten aber genauso frech, maß- und rücksichtlos, wäre um keinen Deut sympathischer - und würde in der jetzigen Situation genauso viel Schadenfreude ernten. |
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