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Der Historiker Hagen Schulze, Direktor des German Historical Institute in London, hebt im Spiegel vom 12. September eindringlich den Wert der Nation hervor:
"Eine Nation vermittelt dem Einzelnen Geborgenheit und das Gefühl, daß sein Handeln für diese Gruppe seiner Existenz Sinn verleiht. Zwar gibt es vielerlei Gruppen, von der Familie über Europa bis zur Menschheit, aber die integrierende Kraft der Nation hat sich im Laufe der vergangenen Jahrhundete als politisch besonders mächtig erwiesen ... Es gibt kein Land in der EU, in dem nicht gilt, daß man überhaupt nur dann Europäer sein könne, solange man auch ein guter Bürger seines eigenen Landes, seiner eigenen Nation sei."
In seiner Dankesrede für den Österreichische n Staatspreis bringt der britische Schriftsteller Julian Barnes seinen Begriff von "Europa" auf den Punkt. Die Frankfurter Allgemeine vom 13. September zitiert:
"Man kann kein europäischer Maler oder Schriftsteller sein, ohne zunächst ein britischer, österreichischer, holländischer oder portugiesischer Maler oder Schriftsteller zu sein. Wer sich bewußt vornehmen würde, einen ,europäischen Roman zu schreiben, hätte am Ende so etwas wie ein literarisches Pendant zu den Mahlzeiten, die Fluggästen aufgetischt werden - durchaus nahrhaft, nicht eigentlich giftig, aber nichts, was man je freiwillig zu sich nehmen würde."
Das Hamburger Abendblatt vom 13. September ist schwer enttäuscht vom Umgang der Union mit Paul Kirchhof:
"Im Wahlkampf 2005 wollten es die Parteien zur Abwechslung mal mit Ehrlichkeit probieren. Viel ist von dem Vorsatz nicht übriggeblieben ... Das beweist auf ebenso deprimierende wie komische Weise die Posse um Paul Kirchhof ... wer einen honorigen Mann wie Kirchhof derart verheizt, darf sich nicht wundern, wenn parteiferne Fachleute künftig noch einen größeren Bogen um die Politik machen."
Die Frankfurter Allgemeine vom 8. September beklagt den Niedergang des Bundestages und benennt die Schuldigen:
"Daß der Ort der politischen Entscheidungen (der Bundestag) zum Nebenschauplatz geworden, die Fernsehbühne aber ins Zentrum des Interesses gerückt ist, hat die Politik selbst zu verantworten ... Im britischen Unterhaus wird mit einem rhetorischen Einsatz debattiert, der Neid erregen kann. Dort informiert nach einem nationalen Ereignis wie den Londoner Anschlägen der Innenminister selbstverständlich zuerst das Parlament und dann die Reporter."
Fatale Namensgebung
Ach wär er einfach Schall und Rauch! Der Name ist indessen Geschichte seiner Träger auch - was Eltern oft vergessen.
Denn wechseln Führung und System - wir konnten das erleben - wird mancher Name zum Problem, er wirkt belastet eben.
Den Meteorologen ist desgleichen anzuraten: Bedenkt nur, wen ihr da verpißt als sorglos plumpe Paten!
Benennt doch Wirbelstürme schlicht nach Pflanzen oder Tieren - die kann ein Name nämlich nicht und nimmer irritieren.
Gonzalo de Braganza |
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