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Erneut ruft der Kanzler den "Aufstand der Anständigen gegen rechts" aus. Das weckt Erinnerungen an das Jahr 2000. Damals behauptete die Mutter des sechsjährigen Joseph, ihr Sohn sei von Neonazis im Freibad der sächsischen Kleinstadt Sebnitz ermordet worden. Eine Lüge, wie sich später herausstellte. Der Junge stand unter Medikamenten und war ohne fremdes Zutun ertrunken. Doch ohne die Wahrheit abzuwarten, empörten sich Politiker quer durch alle Parteien. Die Bevölkerung von Sebnitz wurde das Opfer einer beispiellosen Kampagne, von der sich der Ort nur langsam erholt. Hier eine Auswahl von Zitaten aus der Bild vom 25. November 2000, wenige Tage bevor der Schwindel der Mutter aufflog:
Gerhard Schröder: "Ich teile die Empörung der Eltern ... Ich erwarte ein politisches Signal des Freistaats Sachsen und die rückhaltlose Aufklärung des Falles."
Wolfgang Thierse: "Erschütternd ist, daß solche Taten in aller Öffentlichkeit begangen werden können. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn andere bedrängt, bedroht, geschlagen werden."
Angela Merkel: "Wer so etwas sieht und nichts unternimmt, macht sich mitschuldig. Das gilt für Bürger, aber auch für die Politik. Nichtstun kann töten."
Edmund Stoiber: "Diese Tat geht mir so unter die Haut wie kaum ein anderes Ereignis und entsetzt mich zutiefst. Genauso dieses Wegschauen und Nichthandeln so vieler."
Franz Müntefering: "Eine uns alle tief beschämende Tat."
Wolfgang Gerhard (damals FDP-Vorsitzender): "Wir müssen uns fragen, ob der Rechtsstaat in Sebnitz wirkt."
Rezzo Schlauch (damals Fraktionschef der Grünen): "Ich bin fassungslos über die menschenverachtende Ignoranz sogenannter normaler Bürger, die das Verbrechen geschehen ließen, ohne einzugreifen! Es ist empörend, daß noch immer Politiker daherschwätzen, wir hätten kein Problem mit rechter Gewalt."
Fleckfieber
Si-Ei-Eh hat braune Flecken,
meldet uns die Nu York Teims -
sicher um wen aufzuschrecken,
und nicht bloß zum Zweck des Reims.
Braune Flecken nebst der blauen
von Irak und Hindukusch?
Ach, da wird er aber schauen,
unser Gotteskrieger Bush!
Schon Papa war dort Direktor,
wo es diese Flecken gab,
doch ein guter Fleckdetektor
weiß zu schweigen wie ein Grab.
Demokratisch Freiheit bringen
geht halt nie mit Gott allein,
deshalb heißt s vor allen Dingen,
richtig selektiv zu sein:
Wer belastet ist, nützt bestens,
und wer nützt, dem nützt man auch -
ist des Ostens, ist des Westens,
ist wohl aller Sieger Brauch.
Fleckenmacher und Beschützer
sind sie nicht das gleiche Pack?
Wechselseitig Fleckennützer,
unterschiedlich nur im Lack!
Und wie steht s mit Kreaturen,
die beim Ausland so beliebt:
Ob sie wegen Flecken spuren,
die s in Fremdkarteien gibt?
Ja, zur Nutzung roter Flecken
stahl doch wer das Ostarchiv!
So wird alter Dreck am Stecken
stets aufs Neue lukrativ.
Gonzalo de Braganza |
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