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Während Rita ihren Koffer auspackte, verplante sie schon in Gedanken die folgenden 14 Tage ihres Urlaubs in dem hübschen Sporthotel. Schlafen, Tennis, Schwimmen, längere Spaziergänge oder eben nur Faulenzen, geradeso, wie es sich halt eben ergab. Nun wollte sie den Rest des ersten Urlaubstages auf der Terrasse des Sporthotels ausklingen lassen.
Sie schlängelte sich an besetzten Tischen vorbei. Dort drüben an einem Tisch saß nur ein Mann. Entschlossen steuerte sie den Tisch an, grüßte und setzte sich. Rita schielte zu dem Mann rüber. O weh, was machte dieser Mann für einen erschöpften Eindruck. Müde starrte er vor sich hin und hatte die Finger der rechten Hand über der Stirn gespreizt. Auf zehn Schritte konnte man ihm anmerken, wie gestreßt er war.
Rita lächelte ihm zu, dann meinte sie: "Es ist wirklich sehr nett hier, finden Sie nicht auch?" Der fremde Mann lächelte müde zurück. "Machen Sie auch Urlaub hier im Sporthotel?" Der Mann nahm nun seine Hand von der Stirn und nick-te mit dem Kopf. "Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, Sie dürfen sich Ihren Urlaub redlich verdient haben!" - "Meinen Sie?" entgegnete der Mann. "Aber ja doch, das sieht man sofort. Auch ich war vor einiger Zeit in einer so ähnlichen Lage gewesen. Dafür habe ich einen Blick. Ich war gestreßt, wirkte kraftlos und wurde sogar krank. Das Herz, der Kreislauf , der Magen und dann diese unmöglichen Kopfschmerzen. Wenn ich aus der Arztpraxis kam und den Befund las, hatte ich das Gefühl, mein frühzeitiges Ableben sei nur noch eine Frage von Stunden!" - "Sie übertreiben natürlich." - "Keineswegs, was ich Ihnen da aufgezählt habe, war nur ein kleiner Teil meiner Beschwerden!" - "Und was haben Sie dagegen unternommen, oder zu was hat man Ihnen geraten?" wollte der Mann wissen. "Der Zufall half mir dabei, als ich ein Buch über Heilpflanzenkunde entdeckte. Also weg mit diesen Pillen, Zäpfchen und Pülverchen und zurück zur Mutter Natur Hausapotheke!" - "Interessant", sagte der Mann und prostete Rita zu. Dann legte sich ein listiges Schmunzeln um seine Mundwinkel. "Und was würden Sie einem so streßgeplagten Mann wie mir raten?"
Rita hob den rechten Zeigefinger. "Zum Beispiel bei Erschöpfung und deren Begleiterscheinungen empfehle ich Ihnen Brennessel. So eine Kur sorgt für eine rasche Wiederkehr der Lebensgeister. Bei Überreizung bewirkt ein Thymianvollbad wahre Wunder. Meine Schlafstörungen habe ich mit Bärlauchtee und mit Lindenblütenvollbädern beseitigt. Seither schlafe ich wie ein Murmeltier!"
Sie rückte ein Stück näher, als wollte sie dem Mann ein wichtiges Geheimnis anvertrauen. "Meinen Verdauungsbeschwerden rückte ich mit Beinwurztee zu Leibe. Nun verträgt mein Magen sogar ein Reibeisen!" Der Mann lachte und sah auf einmal gar nicht mehr so müde aus. "Sie haben also sozusagen aus dem Brunnen der Natur getrunken." - "Ja, ganz richtig, und seither geht es mir täglich besser. Ich kann Ihnen das Buch bestens empfehlen. Es ist von Doktor Klaus Rink!"
In diesem Augenblick trat die Bedienung an den Tisch. "Herr Doktor Rink, Sie werden am Telefon gewünscht!"
Rita fiel fast das Glas aus der Hand. "Sie sind doch nicht etwa dieser, dieser Doktor Rink ..." - "... der das Heilkräuterbuch geschrieben hat. Ja, genau der bin ich!" - "Das verstehe nun wer will! Aber warum um alles auf der Welt sind Sie so abgekämpft, gestreßt und völlig am Ende? Ausgerechnet Sie, wo Sie doch so gute Hinweise zum gesunden Leben gegeben haben?"
"Ja, wissen Sie, dieses Buch wurde ein großer Erfolg. Seither drängelt mich mein Verleger zu einem Fortsetzungsband. Ich habe keine ruhige Minute mehr. Dazu kommen noch die vielen Vorträge, die ich halten muß. Aber entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich werde am Telefon erwartet. Sicher wieder mein Verleger!"
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