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Eine Wortmeldung aus Syrien, daß man "nicht tatenlos zusehen" werde, falls die israelische Bodenoffensive im Libanon der syrischen Grenze zu nahe kommen sollte, ging prompt mit "Syrien droht Israel" in die Medien. Daß die Äußerung vom Informationsminister, nicht vom Außen- oder Verteidigungsminister, geschweige denn von Präsident Al-Assad kam, weist sie allerdings als rhetorische Pflichtübung für den internen Gebrauch aus. Denn militärisch ist Syrien mit seinem veralteten Material meist sowjetisch er Bauart Israel hoffnungslos unterlegen.
Sicher könnte Syrien Raketen auf Israel abfeuern, doch ohne vorhergehende israelische Angriffe würde das nie geschehen. Al-Assad ist kein Selbstmörder, im Gegenteil, er hat immer wieder den Dialog mit Washington gesucht - so auch jetzt "auf der Basis von Respekt und gegenseitigem Interesse". Für Bush inakzeptabel. Wenn Syrien für die vom Iran finanzierte Hisbollah eine wichtige logistische Rolle spielte und im Lauf der Zeit auch anderen Untergrundgruppen Unterstützung gewährte, entspricht dies allerdings nur dem, was etliche andere Staaten in ihrer jeweiligen Nachbarschaft tun - und Großmächte sogar weltweit. Die libanesischen Schiiten wurden übrigens bereits vom Schah-Regime "gefördert".
Personell stützt sich das syrische Regime vor allem auf die Minderheit der Alawiten, die sich wie die Schiiten von Ali, dem Schwiegersohn Mohammeds, herleiten, aber einen liberalen "westlichen" Lebensstil pflegen. Staatsdoktrin ist die "sozialistische" und arabisch-nationalistische Baath-Ideologie. Die Lähmung der syrischen Opposition hat heute weniger mit Repression zu tun als mit der US-Politik. Denn alle Syrer wissen, daß ein Sturz des Regimes unweigerlich zu irakischen Zuständen führen würde. RGK |
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