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Nach den in der ersten Monatshälfte bekannt gewordenen vorläufigen Ergebnissen der tschechischen Volkszählung vom 1. März 2001 bekannten sich 38 321 Einwohner zu einer deutschen Herkunft. 183 749 Personen erklärten, sie seien Slowaken, und 50 971 gaben die polnische Nationalität an.
Bei einer Gesamtbevölkerung von 10 292 000 Menschen nannten darüber hinaus weitere 353 000 andere ethnische Identitäten als die tschechische. Dabei ist besonders die niedrige Zahl bekennender Zigeuner auffallend. Nur 11 716 Bürger deklarierten sich als "Roma" (bei der letzten Volkszählung von 1991 waren es noch 32 903), obwohl deren geschätzte Anzahl in der Tschechischen Republik bei über 200 000 Personen liegt.
Dieser geringe Bekenntnisgrad, den es ähnlich auch in Rumänien, Ungarn oder der Slowakei gibt, hat vielfältige historische und soziale Ursachen. Zu den wichtigsten gehören das schlechte Ansehen der Zigeuner in der breiten Bevölkerung, ihr abweichendes Staats- und Volksverständnis und der geringe politische Organisationsgrad.
Bemerkenswert ist außerdem die Tatsache, daß immerhin 373 294 Bürger als ihre Nationalität "Mährer" angaben, obwohl diese Kategorie im Fragebogen überhaupt nichtaufgeführt war.
Aus sudetendeutscher Sicht sind die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung enttäuschend. Gegenüber den beim Zensus vor zehn Jahren festgestellten 48 000 Angehörigen ihrer Minderheit (Schätzungen von Volksgruppenvertretern beliefen sich auf tatsächliche 100 000 Personen) gab es einen Rückgang um fast 10 000.
Zahlreiche Sterbefälle, vereinzelte Aussiedlungen in die Bundesrepublik, fortgesetzte Assimilierungen sowie die teilweise noch immer bestehende Furcht vor Benachteiligungen können Erklärungen liefern. Genaues läßt sich aber erst sagen, wenn klar ist, wie sich die Zahlen regional aufteilen. (MS)
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