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Eines der höchsten Feste der Juden ist immer noch das einstige Wochenfest Schawuot, an dem in ausgelassener Fröhlichkeit das Ende der Weizenernte und der Beginn der Feigenernte gefeiert wird. So ist es Brauch seit mehr als 2.000 Jahren. Eine Woche lang wurde Schawuot gefeiert, im Laufe vieler Generationen dann aber auf einen Feiertag begrenzt. An diesem Tag erinnert man sich immer noch auch an die Begebenheit auf dem Berg Sinai, da Moses die Zehn Gebote empfing. Als er sie seinem Volk mitteilte, sprach er mit den Worten, wie er sie von Gott vernommen hatte: von den Segnungen, die der Gehorsam einbringt, und von Bestrafungen, die dem Ungehorsam folgen. Lohn und Strafe sind Gottes, die Zehn Gebote sein Gesetz für die Menschen.
Mit dem christlichen Osterfest, an dem Maria, Magdalena und die Jünger Jesu das leere Grab fanden, begann ihre Freude über das Wunder der Auferstehung , Die Jünger trafen sich, wie der Herr ihnen geheißen hatte, und gedachten seiner auch, als sie sich an Schawuot, sieben Wochen nach dem Passahfest, im Tempel versammelten. Hier trafen sie Juden aus verschiedenen Ländern. Ein Unwetter brauste durch die Lüfte, Blitze zuckten, erschreckten die Menschen. Ängstlich standen sie beieinander. Plötzlich redeten sie nicht mehr in verschiedenen Sprachen. Die Jünger Jesu vernahmen den Auftrag des Herrn: "Gehet hin in alle Welt und verkündet meine Worte!" Sie wurden von allen verstanden. Das Neue Testament erzählt von diesem pfingstlichen Auftrag, vom Missionswerk der Apostel, von Petrus bedeutender Rede, die er an Pfingsten hielt: "Kehrt jetzt um und macht einen neuen Anfang! Laßt euch alle auf den Namen Jesu Christi taufen. Dann wird Gott eure Schuld vergeben und euch einen Heiligen Geist schenken." (Apg. 2,38.) Etwa 3.000 Menschen folgten seinem Aufruf.
Pentekoste nannten die Griechen das Ende der österlichen Freudenzeit. Das Wort bezeichnet den fünfzigsten Tag. Fünfzig Tage nach Ostern feiern die Christen das Pfingstfest, die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu nach Christi Himmelfahrt und zugleich die Gründung der Kirche. Daß das christliche Pfingstfest bereits im Jahre 130 gefeiert wurde, ist belegt. Als hohes Kirchenfest wurde es 425 eingeführt.
Die Taube als Himmelsbotin, Friedenskünderin und als pfingstliches Symbol wird auch heute noch häufig dargestellt. Im Mittelalter wohnte sie als lebendiger Vogel, der durchs Kirchenschiff flatterte, oder hölzerne Figur, die aus dem "Heiliggeistloch" in der Kirchendecke am Seil über der Gemeinde schwebte, dem Pfingstgottesdienst bei.
Danach kamen in den verschiedenen deutschen Landschaften nach alten Überlieferungen Spiele zur Aufführung, die mahnen, auch wohl Langschläfern und Müßiggängern einen Denkzettel verpassen sollten, in dem man sie öffentlich lächerlich machte. Meistens jedoch waren sie gespickt mit Neckereien, Ratespielen und ließen heimliche Liebesgeständnisse zu. Die Freude am jungen Grün und die vielen Blumen, mit denen sich die Natur nun schmückte, paßten so recht zu diesem Fest. Da wurde gut gespeist und zum am Spieß gebratenen Ochsen frisches Bier ausgeschenkt. Die sportliche Jugend maß ihre Kräfte bei Wettspielen, und die Kinder zogen singend und Reime aufsagend von Haus zu Haus und ließen sich beschenken.
Vielerlei Pfingstbrauchtum hat sich in moderner Form bis heute erhalten. In den Dörfern findet man an manchem Haus einen Maibusch vor der Tür. Reitturniere finden statt, und gemeinsame Ausfahrten. Hier und dort lodern abends Pfingstfeuer auf. Wahrscheinlich wissen die Veranstalter gar nicht, daß neben der Taube auch das Feuer ein christliches Pfingstsymbol ist und das liturgische Rot als Farbe für Pfingsten gilt.
In diesem noch jungen dritten Jahrtausend hat sich mit den Lebensgewohnheiten der Menschen auch ihre Art zu feiern gewandelt, bei uns und in fernen Ländern. Christliches und heidnisches Pfingstbrauchtum haben sich ergänzt. Viele sportliche Aktivitäten bereiten vor allem jungen Menschen eine große Freude an Pfingsten, einem der drei hohen Feste im Kirchenjahr, das zwei offizielle Feiertage hat. Auch die Brieftaubenzüchter nutzen das zumeist schöne Frühlingswetter, um die Zielsicherheit ihrer gefiederten Freunde unter Beweis zu stellen. Die Taube, Symbol der Christenheit für den Heiligen Geist, gibt als zuverlässige Briefträgerin auch den kundigen Naturforschern immer noch Rätsel auf. Anne Bahrs
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