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Der Gedanke an den Klimawandel erfüllt besonders auch die Niederländer mit Sorge. Prognosen besagen, daß mit der globalen Erwärmung der Meeresspiegel ansteigt und die Niederschläge um 10 bis 20 Prozent zunehmen. Eine doppelte Bedrohung für Regionen, die - von Deichen geschützt - teilweise bis zu sechs Meter unter dem Meeresniveau liegen. Schon allein deshalb besteht ständig die Gefahr einer Überschwemmung; ein Deichbruch hätte verheerende Folgen.
Der richtige Umgang mit Wasser ist für die Niederländer zur Überlebensfrage geworden, und hierbei haben sie sich immer wieder nicht nur neue Schutz-, sondern auch Nutzmaßnahmen einfallen lassen. Mit einem Pilotprojekt will man nun dem Klimawandel begegnen: Amphibienhäuser. Treten die Flüsse über die Ufer, treiben die Gebäude einfach auf dem Wasser - wie eine "Arche", so die Vorstellung der Erfinder.
37 Amphibienhäuser gibt es schon an der Maas, sie gehören zur Gemeinde Maasbommel bei Nijmegen. Äußerlich sehen die Häuser nicht ungewöhnlich aus: Sie haben zwei Stockwerke und halbrunde Metalldächer. Lediglich die Keller unterscheiden sich von denen herkömmlicher Häuser - sie stehen auf einer Plattform und bilden einen Hohlkörper; wie der Rumpf eines Schiffes geben die Keller im Ernstfall Auftrieb, so daß die Häuser nicht untergehen. Kommt es zu einer Überflutung, löst das Wasser die Häuser von ihrem Fundament und hebt sie bis zu 5,5 Meter an. Damit sich die Häuser nicht allein losmachen, sind sie mit zwei riesigen Stahlsäulen, an denen sie bei Hochwasser paarweise auf und nieder gleiten, verbunden. Die tief ins feste Erdreich getriebenen Stahlsäulen lassen die Häuser - so meinen die Erfinder - sogar Strömung en aushalten, wie sie auf dem Meer vorkommen. Die Versorgung mit Gas, Strom und Wasser erfolgt ebenso wie die Entsorgung über Kabel und Schläuche. Wichtig ist, daß den Leitungen genügend Spielraum gegeben wird, damit sie bei steigendem oder sinkendem Wasserspiegel nicht reißen.
Die Amphibienhäuser in Maasbommel sind Prototypen für zwei neue, schwimmende Stadtviertel auf künstlichen Inseln in den Städten Almere und Amsterdam. Experten sehen in dem Pilotprojekt bereits die Wohnform der Zukunft für Gebiete, die durch Hochwasser bedroht sind. Immer mehr Flächen entlang der Flüsse mußten in der Vergangenheit nämlich als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen werden, wodurch die Niederländer jährlich Nutzland verloren. Dieses Überschwemmungsland soll nun mit Hilfe der Amphibienhäuser wieder bewohnbar werden. Ganze Städte, die im Wasser schwimmen, sollen entstehen. Ein Wettbewerb für Gewächshäuser, Parkplätze und Industrieanlagen wurde bereits ausgeschrieben. Noch sind die Bauten teurer als normale Häuser, rund 250000 bis 300000 Euro kostet eine Wohnfläche von 120 Quadratmetern; vor allem die bewegliche Konstruktion schlägt zu Buche.
Das internationale Interesse an der "Arche-Siedlung" ist groß. Nach dem Hurrikan "Katrina" kamen vor allem Anfragen aus den USA. Doch schwimmende Häuser sind nur dann sicher, wenn das Wasser langsam ansteigt. Bei einem Deichbruch wie in New Orleans bieten die schwimmenden Häuser nicht genügend Schutz. Das Prinzip "Amphibienhäuser für Privatleute" funktioniert demn |
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