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Die italienische „Repubblica“ sieht den Plan einer russischen Großmacht wieder heraufdämmern: „Jetzt, wo Moskau die Erdgaslieferungen an die Ukraine eingestellt hat, zeichnet sich ein klares Bild der Führungsgruppe im Kreml ab: Es sind sehr schlaue Leute, und ihr Hauptziel in dieser Phase ist es, schnell wieder ein geopolitisches Gleichgewicht herzustellen: Rußland soll wieder die Rolle einer großen Macht zufallen.“
Die Warschauer „Rzeczpospolita“ betont, der Streit sei vor dem Hintergrund der innenpolitischen Situation in der Ukraine zu bewerten: „Im Gasstreit mit der Ukraine geht es vor allem um politische Ziele: Moskau will Kiew in die Knie zwingen und eine Niederlage Juschtschenkos bei der Parlamentswahl im März herbeiführen, damit moskautreue, prorussische Politiker die Macht in der Ukraine übernehmen können. Rußland betrachtet seine Energieressourcen seit Jahren als Instrument zur Realisierung eigener strategischer Ziele. Moskau versucht, einen Großmachtstatus zu erlangen und scheint nicht zu erkennen, daß es sich auf diese Weise als Handelspartner komplett desavouiert.“
Der Madrider „El Pais“ findet, daß der Gasstreit ganz Europa betrifft: „Der Gaskrieg zwischen Rußland und der Ukraine droht, den gesamten alten Kontinent in Mitleidenschaft zu ziehen. Das Gas wird von Rußland als politisches Druckmittel eingesetzt. Putin erweist sich damit als immer weniger verläßlicher Partner, und zwar nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die EU. Diese setzt seit Jahren auf Gas aus Rußland und fürchtet daher zu Recht eine Auseinandersetzung zwischen Moskau und Kiew. Das Verhältnis zwischen Rußland und der Ukraine ist keine rein bilaterale Frage, sondern eine Angelegenheit ganz Europas.“
Die Amsterdamer „Trouw“ fordert den Westen dazu auf, die Ukraine zu unterstützen: „Rußland und die Ukraine lassen ihren Krieg über Gaslieferungen so sehr eskalieren, daß nicht nur die Beziehungen der beiden Länder darunter leiden, sondern auch die Gaslieferungen an europäische Länder in Gefahr geraten. Das muß man vor allem Moskau vorwerfen ... Die EU muß stark auf eine Lösung des Konflikts dringen. Wo die Lösung liegt, ist deutlich: Ein marktkonformer Gaspreis ist in Ordnung, aber dann mit einer großzügigen Übergangsfrist. Kiew verdient Unterstützung in seinem Kampf mit Moskau.“ |
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