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Es beginnt alles ganz harmlos: Pit steht in einer langen Schlange vor dem Kino und wartet ungeduldig, daß er endlich an die Reihe kommt, eine Karte zu lösen. Während dieser Zeit beobachtet er die Menschen in seiner näheren Umgebung. Alles ganz harmlos? Was ist mit der Frau, die eine Sonnenbrille trägt, obwohl es längst schon dunkel ist? Und was mit dem Mann im feinen Anzug und einem Laptop unter dem Arm? Als Pit endlich seine Kinokarte ergattert und einen Platz gefunden hat, da wird aus dieser "harmlosen" Geschichte schnell ein Abenteuer ...
Auch Florain hat sich den Nachmittag im Wald anders vorgestellt. Eigentlich will er nur mit seinen Freunden spielen, doch plötzlich landet er in einer Grube. Werden ihm die anderen Kinder aus dem Nachbardorf helfen, da wieder herauszukommen? Oder der kleine Hund Rudi, weiß der etwa einen Ausweg aus der Falle?
Marc hingegen hat eigentlich nur Abenteuer in der Welt der Computerspiele im Sinn. Wieder sitzt er in seinem Zimmer und vergißt alles um sich herum, bis ... ja, bis plötzlich einer der Krieger, die er mit seiner Maus lebendig werden läßt, seinen Befehlen nicht mehr gehorcht. Nicht nur, daß der Krieger den Gehorsam verweigert, er zieht Marc sogar mit hinein in seine Computerwelt. Gemeinsam erleben sie ...
Ja, welche Abenteuer Marc und der Krieger bestehen müssen, wie es mit Florian und dem Hund Rudi weitergeht und was Pit im Kino erlebt, das kann man auf der ersten "Infantastica" am 22. und 23. April im Raum Nürnberg erfahren. Auf diesem ersten Jahrestreffen von Kibuli, dem 2002 von der Kinderbuchautorin Kirsti Senftleben gegründeten Netzwerk deutschsprachiger Kindermedienmacher www.kibuli.de , finden Lesungen und Werkstattgespräche statt, an denen sich verschiedene Autoren sowie Schülerinnen und Schüler mehrerer Schulen aus den Gemeinden Altdorf, Burgthann, Feucht, Leinburg-Diepersdorf, Schwarzenbruck und Winkelhaid beteiligen. Höhepunkt aber wird die Abschlußveranstaltung sein (Reichswaldhalle Feucht, 23. April, 16 Uhr).
Über mehrere Wochen waren über 200 Kinder mit Begeisterung an dem Projekt "storym@iling" beteiligt. Kibuli-Autoren und Illustratoren haben Anfänge von Geschichten vorgegeben, die von den Kindern weitergeschrieben oder gemalt wurden. Die Anfänge der Texte wurden zunächst in der Klasse gelesen und diskutiert, dann konnten sich die Kinder für eine Geschichte entscheiden, zu der sie die Fortsetzung schreiben wollten. In einer kleinen Gruppe oder auch von einem einzigen Schüler wurde der Text schließlich ausformuliert. Diese Fortsetzung schickten sie dann an die Autoren per E-Mail, die erneut eine (kurze) Fortsetzung schrieben. Ein lebhaftes Hin und Her war die Folge. Die schönsten Geschichten werden nun auf der Abschlußveranstaltung vorgestellt und später in einem Buch veröffentlicht.
Die Erwachsenen waren allesamt wohl ebenso begeistert wie die Kinder bei der Sache. Matthias Hoppe und Mechthilde Lagleder, von denen die Geschichte um den Computerspieler Marc stammt: "Der innere Film der Phantasie, der beim Lesen und Schreiben abläuft, ist schöner und farbiger als ein fertiges Produkt. Worte erzeugen Bilder im Kopfkino und machen glücklich ..." Jörg Sommer und Gerit Kopietz, die den Jungen Pit "erfunden" haben, sind seit langen Jahren erfolgreich auf dem Kinderbuchsektor. Knapp 80 Bücher haben sie mittlerweile gemeinsam geschrieben, die in 24 Sprachen übersetzt und rund eine Million mal gedruckt wurden. Die vierfachen Eltern, die auf einem alten Bauernhof leben und arbeiten, sehen im "storym@iling" "völlig neue Perspektiven der Leseförderung. Die Kinder sind durch die gleichberechtigte Zusammenarbeit mit bekannten Kinderbuchautoren motiviert bis in die Zehenspitzen. Spannend für uns Autoren ist es auch deshalb, weil die Fortsetzung der Kinder immer völlig andere Wendungen nimmt, als erwartet."
In einem Interview beklagte Gerit Kopietz einmal, daß es viel zu viele Bücher gebe. "So wie es zu viele Fernsehprogramme, Automarken, Parfümdüfte und Müslisorten gibt. Das Problem bei den Büchern ist nur: Es werden zu wenig gelesen. Und die Masse ist nicht mit der Qualität zu verwechseln. Das ist wie beim Fernsehen. Mehr heißt vor allem mehr Müll. ..." Für Kinderbuchautoren ist es da vor allem wichtig, immer am Ball zu bleiben, den Kindern zuzuhören und zu wissen, was sie spannend finden oder was eher "ätzend" ist. Jugendliche Leser sind keineswegs zu unterschätzen, das merkt man nicht zuletzt auch, wenn man die Texte der jugendlichen Schriftsteller liest, die sich an dem Projekt "storym@iling" beteiligt haben. Lesemuffel sind die bestimmt nicht. Peter van Lohuizen
Hoffnungsvolle Nachwuchsautoren: Schülerinnen und Schüler der Klasse 4 b der Grundschule Feucht bei Nürnberg, die sich an dem Projekt beteiligten |
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