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Zwiespältiges Leseerlebnis

 
     
 
Wieder eine Neuerscheinung, die sich mit dem Thema Ostdeutschland beschäftigt. Dennoch greift man zögernd nach diesem Buch - es könnte ja etwas Neues, etwas Besonderes sein. Der Titel ist ansprechend: "Wolken über weitem Land. Eine Familiengeschichte aus Masuren". Und auch beim Lesen der ersten Kapitel scheint man tatsächlich einen neuen Aspekt heimatlicher Geschichte entdeckt zu haben, werden dort doch nicht die schon so oft beschriebenen Schicksale der ländlichen Bevölkerung
geschildert, sondern die Geschichte einer Familie Brodowski, die in der Stadt Lyck einen Färberei- und Reinigungsbetrieb aufbaute. Davon jedoch abgesehen, geht s dann weiter wie schon so oft: Die Familie durchlebt in drei Generationen zwei Kriege, die Flucht und den Wiederaufbau im Westen.

Der Autor Klaus Skibowski schildert hier die Geschichte seiner eigenen Familie und singt mit seinem Buch ein wahres Loblied auf Lyck, die "Hauptstadt Masurens". Lycker werden bei dem Namen Skibowski aufhorchen und sich an den ersten Kreisvertreter ihrer Kreisgemeinschaft erinnern: Otto Skibowski (1895-1980). Tatsächlich handelt es sich bei "Wolken über weitem Land" um die Geschichte seiner Familie. Sohn Klaus, Journalist und Adenauer-Biograf, hat mit seinem Buch einen weiten Bogen geschlagen, von der Anfangszeit Ende des 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage, von dem unbeschwerten Leben in Masuren vor dem Ersten Weltkrieg bis zu Begegnungen mit den Menschen im heutigen Ostdeutschland. Dabei wird nicht jeder Leser seine Ansichten zum Begriff Heimat teilen wollen. Heimat dient ihm "als Basis für einen Weg in die Welt, der aus jeder möglichen Enge herausführen sollte". Oder: "Für ihn war Masuren Heute geworden und nicht Vergangenheit, kein Land wie jedes andere, aber ein Land mit Zukunft und nicht mit Vergangenheit."

Ansprechend sind vor allem die Naturschilderungen, für die er einfühlsame Worte findet. Ärgerlich hingegen die Wiederholungen und die offensichtliche Nachlässigkeit des Lektorats, dem immer wieder Fehler in der Schreibweise von Orts- und Personennamen durchgehen. Auch werden Leser des es nicht begeistert sein über die Worte, die Skibowski über diese Wochenzeitung findet und sie "weit rechts von der NPD oder anderen extremen Parteien und Vereinigungen" positioniert. Vater Otto erhielt das Blatt kostenlos, so Sohn Klaus, "so daß er gar nicht versucht war es abzubestellen. Aber er las nur die Heimatseiten ..." Auch sei der Vater nach freundschaftlichen Treffen "mit immer wachsenden Vorbehalten gegen die Flüchtlingspolitik nach Hause" gekommen. In einem Nachruf auf Otto Skibowski las man 1980 im von einem Mann der ersten Stunde, der zu den Mitbegründern der Freundeskreis Ostdeutschland zählte und 1970 mit der Goldenen Ehrennadel der Freundeskreis Ostdeutschland ausgezeichnet wurde. "Wolken über weitem Land" - ein Titel, der mehr verspricht, als er hält. Schade! Man

Klaus Skibowski, "Wolken über weitem Land. Eine Familiengeschichte aus Masuren", Langen Müller Verlag, München 2002, 416 Seiten, 19,90 Eur
 
     
     
 
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