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Als "Prinz einer Dynastie des Wortes" bezeichnete die Süddeutsche Zeitung den Enkel von Thomas Mann, doch Frido Manns neuster Roman "Hexenkinder" fällt ziemlich durchschnittlich aus. Der "Prinz" erzählt die Geschichte der Ende des siebzehnten Jahrhunderts als Sklavin verschleppten Indianer in Tituba. Diese ist hier die Schlüsselfigur einer der unheilvollsten Tragödien der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, denn mit Titubas Aussagen zu einem Kleinmädchenstreich begannen 1692 die Salemer Massenverhaftungen wegen Hexerei.
Frido Manns Schilderung der Salemer Hexenprozesse ist durchaus interessant, da er aber das bekannte Thema vermutlich besonders kreativ bearbeiten wollte, gibt es noch eine sich in der Gegenwart abspielende Geschichte. Deren Hauptfigur, Judith Herbst, beschäftigt sich im Zuge einer Aufführung von Arthur Millers "Hexenjagd" nämlich mit der Leidensgeschichte des Indianermädchens Tituba. Als sie selbst eine Tochter zur Welt bringt, zeigt diese viele unerklärliche Auffälligkeiten, so daß Judith vermutet, ihr Kind sei die Wiedergeburt der vermeintlichen Hexe Tituba.
Der Roman beginnt mit der Niederkunft Judiths, die dabei von unzähligen herumschwirrenden Teufeln und Dämonen malträtiert wird. Das mutet einfach nur ziemlich albern an und ist eines Enkels Thomas Manns unwürdig.
Auch hat Frido Mann noch einen anderen Konflikt in seinen Roman eingearbeitet. Judith ist nämlich Tochter von aus dem Dritten Reich in die Staaten geflohenen Juden. Sie verweigert sich der Heimat ihrer Eltern und will ein Buch über den ebenfalls aus Deutschland emigrierten Juden Arno Zweig schreiben, mit dessem tragisch endenden Leben sie sich intensiv beschäftigt. Die ganze Darstellung dieses Teils des Romans ist statt symbolhaft bedeutsam ziemlich klischeebeladen.
Wer gerne phantastische Geschichten liest, wird auf Frido Manns Roman zwar nicht verwundert reagieren, aber von dem unspektakulären Ende enttäuscht sein. Fritz Hegelmann
Frido Mann: "Hexenkinder", BLT, München 2003, broschiert, 345 Seiten, 8,90 Euro |
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