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In der Ukraine wird zur Zeit ein offizielles Gesuch an die Vereinten Nationen erstellt, die Hungersnot von 1932/33 als Genozid am ukrainischen Volk anzuerkennen.
Bereits im Mai bewertete der Oberste Rat des Landes die Hungersnot der frühen 30er Jahre als Völkermord. Stalin hatte das Massensterben im Agrarland Ukraine seinerzeit gezielt herbeigeführt. Widerstände gegen die Kollektivierung sollten gebrochen und die landbesitzende Schicht der "Kulaken" vernichtet werden. Nach Angaben aus Kiew forderte der Hunger fast zehn Millionen Opfer, darunter vier Millionen Kinder.
Des weiteren beherrschte im Juni der Entwurf einer polnisch-ukrainischen Erklärung über die von Ukrainern 1943 zu Tausenden umgebrachten polnischen Einwohner Wolhyniens das Gespräch. Der Text beinhaltet den Begriff der "Exterminierung", also Vernichtung, sowie den Aufruf: "Wir vergeben und bitten um Vergebung".
Die Unterzeichnung eines weiteren Dokuments zum selben Thema ist für den 11. Juli geplant, wenn Präsident Kutschma und sein polnischer Kollege Kwasniewski in Wolhynien zusammentreffen. In dem vom Kiewer Außenministerium ausgearbeiteten Papier soll hinsichtlich der durch die frühe UPA (Ukrainische Aufständische Armee) verübten Untaten von "Vernichtung" und "ethnischen Säuberungen" die Rede sein.
Historisch ist diese Einordnung insofern umstritten, als es der ukrainischen National armee im Kern um die Vertreibung der polnischen Zivilisten aus Wolhynien ging, nicht um deren Auslöschung. Man wollte neue Fakten für die Nachkriegsordnung schaffen. (LvV) |
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