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50 Jahre Miniaturparks: Auf Gullivers Reisen

 
     
 
Vor genau einem halben Jahrhundert erblickte in Den Haag mit „Madurodam“ der erste Miniaturpark das Licht der Welt. Seitdem erfreut sich diese zwischen Museum und Freizeitpark angesiedelte Touristenattraktion ungebrochener Beliebtheit.

Die größten der unter freiem Himmel errichteten Kulturlandschaften im Zwergenformat stehen außer in den Niederlanden in Dänemark („Legoland“), Belgien („Mini-Europe“), Spanien („Catalunya en Miniatura“) und Österreich („MiniMundus“). Zusammen locken sie alljährlich über fünf Millionen Besucher an.

Seit der Wende findet die für alle Altersgruppen ansprechende Idee auch in Mittel- und Ostmitteleuropa Nachahmung
. In Oederan im Freistaat Sachsen entstand 1993 mit dem „Klein-Erzgebirge“ der erste Miniaturpark Deutschlands. EU-Gelder ermöglichten zwischen 1999 und 2001 dessen Erweiterung zur Miniaturlandschaft „Erzgebirge ohne Grenzen“ mit einer Gesamtfläche von 12 000 qm.

Seither kann man in Oederan unter knapp 150 Nachbauten im Maßstab 1:25 auch die Kirche von Brüx und andere repräsentative Bauten des südlichen, böhmischen Teils des Erzgebirges bewundern (die neue Saison beginnt übrigens am 29. März). Mittelfristig soll darüber hinaus auf tschechischer Seite in Pürstein (Perstejn) eine eigene vergleichbare Anlage aufgebaut werden.

Im Planungsstadium befindet sich auch ein größer angelegtes polnisches Miniaturpark-Projekt in Lodsch. Wie das Polnische Fremdenverkehrsamt in Berlin in der Januar-/Februar-Ausgabe seines Informationsblattes mitteilte, wurde zu diesem Zweck vor kurzem eine Aktiengesellschaft „Park Miniatur“ gebildet.

Die neue Anlage soll typische Bauten, kulturelle Eigenheiten und Aspekte des Wirtschaftslebens aus allen Teilen der Republik Polen widerspiegeln. Die gestalterische Ausführung übernimmt die im US-amerikanischen Delaware registrierte Firma „World Ventures“ von Johannes A. Lorijn.

Dieser zeichnete bereits für die schlüsselfertige Erstellung der Parks in Österreich, Belgien und Spanien verantwortlich und besitzt dementsprechend einen großen Erfahrungsschatz.

Für den Bau der aus mit Kunstharz behandeltem Holz erstellten Mini-Gebäude benötigen die 200 Modellbauer und anderen Spezialisten von World Ventures voraussichtlich gut zwei Jahre.

Welche Nachbildungen es im einzelnen geben soll - die Tuchhallen in Krakau, die wiederaufgebaute Altstadt von Warschau, das Rathaus von Posen, der Lange Markt in Danzig oder vielleicht die Marienburg -, darüber entscheiden in nächster Zeit die Architekten, Historiker und Tourismusfachleute eines polnisches Beraterkomitees.

Sicherlich wird man sich aber auch bei diesem Vorhaben darauf gefaßt machen müssen, daß es zu weiteren Aneignungsversuchen ostdeutscher Kulturleistungen kommt.

In der Ankündigung des Polnischen Fremdenverkehrsamtes findet man zur inhaltlichen Planung indes nur vage Ausführungen: „Der Park wird genaue Miniaturnachbauten von verschiedenen Gebäuden, Geschäften, Straßen, monumentalen Objekten, Fabriken, Landschaften, Flüssen, Brücken, Kommunikationspfaden, Eisenbahnlinien, Häfen und Flughäfen sowie Figuren von Tausenden von Menschen und bewegliche Modelle von Fahrzeugen und Konstruktionen beinhalten.“

Außerdem sollen regelmäßige Konzerte, Freiluftfilme und parkbezogene Spiele die Anziehungskraft des polnischen „Madurodam“ erhöhen. Die Vordenker hoffen, mit einem breitgefächerten Angebot nicht nur einheimische Gäste in das als eher schmuddelige Industriestadt verrufene mittelpolnische Lodsch zu locken.

Ermutigt fühlen sie sich durch die Erfahrungen aus den bestehenden Miniaturparkanlagen: Mehr als 35 Prozent der Besucher kommen dort aus dem Ausland.

 
     
     
 
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