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Man kann den deutschen Soldaten nur die Daumen drücken und viel Glück wünschen - das werden sie im Kongo brauchen. Bis Monatsende wird das Kontingent auf Sollstärke sein, dann beginnt die heiße Phase. Es ist der bisher schwerste, weil am wenigsten kalkulierbare Bundeswehreinsatz im Ausland.
Vage umschrieben ist nur der Auftrag, im Notfall Fluchthelfer für die Gruppe internationaler Wahlbeobachter zu sein. Die politische Dimension dieses Einsatzes erschließt sich aber nicht.
Die Einsatzstrategie ist, offen gesagt, abenteuerlich. Auch die deutschen Soldaten wissen nicht, wo bildlich gesprochen "der Feind steht". Unerträglich in einem Land, wo jeder auf jeden schießt. Der politische Kopf der Bundeswehr ersetzt Führungskunst lieber durch Tuchfühlung - Verteidigungsminister Jung ließ es sich in dieser Woche nicht nehmen, das Vorauskommando in Kinshasa persönlich zu inspizieren.
Der Minister mag bestreiten, daß die Soldaten schlecht ausgerüstet sind, nur mäßig geführt werden. Er mag weiter beteuern, daß trotz des Milliarden-Defizits bei den Rüstungsausgaben die Bundeswehr alle Aufgaben auch in Zukunft erfüllen könne.
In diesem Punkt hat er unmittelbaren Handlungsbedarf. Die Bürokratie in der Bundeswehr hat ein Ausmaß erreicht, das die Truppe eher lähmt als stützt: Die erste Amtshandlung der Militärverwalter im Bürgerkriegsland Kongo war, ausreichend Kostenvoranschläge für die Bereitstellung von Trinkwasser einzuholen.
Es wärmt das Herz zu wissen, daß auch in Afrika alles mit rechten Dingen zugeht, auf deutscher Seite jedenfalls. |
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