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Der werbemäßige Totalschaden ereignet sich zum Jahresende. Die Deutsche Bahn weiht offiziell die neue Strecke Berlin- Hamburg ein. Endlich fahren die Züge zwischen den beiden größten deutschen Städten wieder in nur 90 Minuten. Das ist gut für Mehdorn & Co., weil die Bahn- Manager sonst nur Negativ-Schlagzeilen mit Fahrpreis-Erhöhungen machen. Jetzt - endlich mal ein Erfolg an der Imagefront!
14 Jahre hat es seit der Einheit gedauert, bis die Bahn wieder an alte Geschwindigkeitserfolge anknüpfen konnte. Denn schon 1931 legte ein Zug diese Strecke mühelos im gleichen Tempo zurück. Dann kamen der Zusammenbruch und die Kommunisten. 1990 schließlich erschienen Helmut Kohl und die blühenden Landschaften. Die sollte der Transrapid im Hammer -Tempo durchqueren. Nach jahrelangem Gezerre kam dann aber das Aus für das Projekt, das dann auf einer Kurzstrecke in China verwirklicht wurde. "Berlin-Hamburg" ist ein Lehrstück für den Stillstand unseres Landes.
Jetzt - "nur" drei Jahre später als angekündigt - war alles wenigstens für die neue ICE-Strecke perfekt vorbereitet. Ole von Beust stand mit der Kelle in der Hand auf dem Hamburger Bahnhof und verabschiedete den Prominenten-Sonderzug. In dem saßen der Bahn-Chef und Promis wie Walter Momper oder Volker Rühe. Der Fehler Mehdorns bestand vermutlich darin, auch Maut-Minister Stolpe mitzunehmen. Der ist nun Mal Garant dafür, daß etwas schiefgeht.
Mit Feuerwerk fuhr der Zug in Berlin ein. Alle Kameras verfolgten den ICE, der mit der Aufschrift "Bestzeit" versehen worden war. So weit, so gut. Der parallel gestartete ICE für Otto Normalfahrer blieb derweil jedoch in Ludwigslust wegen eines Defekts der Stromleitung liegen. Alle Fernsehsender fingen Bilder von höchst empörten Bahnfahrern ein. Ein Desaster für Hartmut Mehdorn. Als der Bahn-Boß dazu interviewt wurde, antwortete er lakonisch, er wolle sich seine gute Stimmung nicht vermiesen lassen. Schön, daß wenigstens Mehdorn sich die strahlende Laune von dem bißchen Stillstand nicht verderben läßt. Warum sollte er auch, es hat ja nicht ihn getroffen, sondern nur die stinknormalen Fahrgäste der Deutschen Bahn AG. Für die pünktliche Rundum-Versorgung der wichtigen Sonderzug-Passagiere aus der Politik hat es gereicht - wen kümmern da die paar irgendwo bei Ludwigslust abgehängten Steuerzahler, die ihre Fahrkarten spießigerweise selber gelöst haben.
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