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An der weltweiten Sicht auf die Judenverfolgung und -vernichtung durch das NS-Regime wird die Teheraner "Holocaust-Konferenz" nicht das geringste ändern. Insofern ist die hie und da aufflackernde Sorge unbegründet. Teheran scheint es in Wahrheit auch um etwas ganz anderes zu gehen.
Die iranische Führung hat von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, welchen Coup man sich verspricht. Der Westen hatte die teils gewaltsamen Proteste gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen mit dem Hinweis auf die Presse- und Meinungsfreiheit zurückgewiesen. Teheran suchte daraufhin nach einem Hebel, um Europäer und Amerikaner der Doppelmoral zu überführen. Es mußte etwas gefunden werden, das sich in vielen Ländern des Westens der freien Meinungsäußerung entzieht: Man fand den Holocaust.
Ziel ist es, den Westen in einem Kernbestand seiner freiheitlichen Ordnung als Heuchler vorzuführen. Damit reiht sich die "Holocaust-Konferenz" ein in ähnliche Offensiven wie die gegen das US-Lager Guantánamo: Der Westen predigt Freiheit, doch wo sie seinen Interessen zuwiderlaufe, breche er seine eigenen Regeln.
Die Freiheit müsse zu ihrem eigenen Schutz an gewissen Stellen eingeschränkt werden, halten nicht nur Terrorbekämpfer, sondern auch die Befürworter einer strengen Ahndung NS-verdächtiger Geschichtsdarstellungen dagegen. Beide müssen sich indes stets die Frage stellen, ab welchem Punkt der Schutzwall selbst zur Bedrohung der zu schützenden Werte wird.
Noch sind Stimmen, die die Holocaust-Rechtsprechung kritisieren - wie der deutsche Journalist Rafael Seligmann - rar. Schon um der weltweiten Glaubwürdigkeit der Demokratie willen aber könnten es mehr werden, die fragen, ob ein Schwall brauner Märchen wirklich so gefährlich wäre, daß man den Gegnern der Freiheit zur Gefahrenabwehr jene offene Flanke bieten sollte, durch die hindurch sich Teheran mogeln will. |
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