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Abschied

 
     
 
Als sich unlängst die Nachkriegsrepublik von Bonn verabschiedete, um sich zukünftig an der Spree in altbewährter Kontinuität zu üben schwollen Politiker und meinungsbildende Zeitungen mit ihren hell schimmernde Erfolgsbilanzen geradezu über. Vertreibung mit ungeheuren Opfern, Fremdverwaltung eine Viertels deutschen Landes? Teilung? Fehlanzeige! Die Parteien bescheinigten sic erwartungsgemäß gegenseitig ihren Respekt und machten zugleich Front gegen den Terminu Berliner Republik. Alt-Kanzler Kohl: "Wir gehen nach Berlin, aber nicht in eine neu Republik."

Die Veränderung erfreut offenbar nicht, sie weckt Befürchtungen. Der Spielraum fü Bonn war seit 1945 gering, er war vorgegeben. Die von Interessierten wohl mit hohe Bewußtheit in Szene gesetzte Zweiteilung der Welt galt mutmaßlich nicht nur Deutschland obwohl es sicherlich der Hauptgrund in diesem Planspiel war. Sie nötigte das gesamt vordergründig in "Freund und Feind" gespaltene Lager zu Loyalität. Die Bonne Republik, sofern sie nicht ohnehin schon der großen überseeischen Raison folgte, stan mit ihren Westbindung
skonzepten ansonsten immer auch schon mit einem Bein im Ban französischer Befürchtungen, wonach es zwanzig Millionen Deutsche zuviel gibt. Jed Bonner Änderung, die diese Konzeption – und sei es nur aus Gründen de Wahlpropaganda – ernsthafter in Zweifel zog, löste prompt spektakuläre Kampagnen in Paris aus. Deren letzte, im zehnten Jahr nach 1989 noch deutlich als scharf geritten Attacke Mitterrands bei den schon abstürzenden Sowjets in Erinnerung, kam freilic zuschanden. Doch Genugtuung wurde Paris über den Euro verschafft, der "Figaro" befand kurzerhand, dies sei "ein Versailles ohne Krieg".

Ob das große Aus für den Euro kommt, hängt freilich, wie die letzten Tage zeigen, durchaus von Washington ab. Was danach käme, wär für die nunmehrige Berliner Republik die entscheidende Frage. Eine Antwort für dies Eventualität wäre zugleich ihre Rechtfertigung, ihre Zukunft. "Warum", s fragt Roger de Weck, der Chefredakteur der "Zeit" , vermutlich wider bessere Wissen, "hat dieses Land Probleme mit der Wirklichkeit?" Er attestiert unsere Land Verläßlichkeit – und bezweifelt zugleich seine Berechenbarkeit. Die Verläßlichkeit bezieht sich auf Bündnistreue mit der Hauptmacht USA, die unterstellt Unberechenbarkeit zielt offenbar auf Ausbruchversuche ab.

Wer sollte dies tun, wo doch unsere derzeitige politische Elite vermutlich scho nächtliche Gedankenspiele anderntags zur Selbstanzeige bringen würde. Vermutlich wir der wirtschaftliche Riese BRD eher noch zu einem wirtschaftlichen Zwerg, als daß ei Deutscher den Mut des Polen Adam Michnik variieren würde, der kürzlich in Wie Ex-Sicherheitsberater Brzezinski in die Parade fuhr, weil dieser dreist Europa ei Protektorat der USA genannt hatte. Hegemonie zu dulden, schlimmer noch, sie vielleicht ga nicht als solche zu erkennen schafft Muckertum und jene ungeistige Atmosphäre, aus der a Ende sogar ein Geßlerhut im Reichstag in Form von obszönen sowjetische Soldateninschriften geduldet wird.

Einen Satz von Rotarmisten wie "Der russische Säbel steckt in der deutschen Scheide" zu einem Werk von Erinnerungskunst im Parlament zu stilisieren, wie dies die Baukommission des Reichstages es tun möchte, läßt au fehlendes elementares Gefühl für Würde, Takt und Politik schließen. Daß der britisch Architekt Norman Forster, der einige dieser Sprüche konserviert wissen möchte, die überhaupt vorzuschlagen wagt, zeigt exemplarisch die Achillesfersen der Bonner Republi an. "Darf Deutschland", so orakelt bösartig schließlich noch eine Dan Horácková in der Springerschen "Welt am Sonntag", "das wegen de Nazi-Verbrechen sein Recht verspielt hat, sich eine Kultur-Nation zu nennen, überhaup über jene richten, die es vom braunen Spuk befreiten?"

Wenn dies tatsächlich die zukünftigen Ecksteine der Berliner Republik bleiben, dar man des vollständigen Triumphs der Bangemanns, der Gysis oder der Cohn-Bendits gewi sein. Eines dritten Durchganges mit Pulver und Blei bedarf es für uns dann nicht mehr
 
     
     
 
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