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Abschied vom christlichen Abendland?

 
     
 
Wird Europa antichristlich werden? Das war die Sorge auf der Studientagung der Evangelischen Notgemeinschaft in Augsburg. Die geplante Europäische Grundrechte- charta wird als Herausforderung und Bedrohung angesehen. Der Staatsrechtler Professor Dr. Karl-Albrecht Schachtschneider, Nürnberg
, nannte sie das schlechteste Papier, das je über die Grund- und Menschenrechte verfaßt worden sei. Obendrein habe die Charta keine demokratische Legitimation, weil sie nicht von zuständigen Organen erlassen worden sei. Die Freiheit der Menschen würde durch einen rein liberalistisch-ökonomistischen Freiheitsbegriff abgelöst, der nur noch die wirtschaftliche Globalisierung und den freien Kapitalverkehr fördern solle. Die damit verbundene Preisgabe der Rechts- und Sozialstaatlichkeit werde schlimme Folgen haben. Laut Schachtschneider, der zu dem vierblättrigen Kleeblatt von Professoren gehört, die gegen den Euro zu Felde gezogen sind, läuft die Rechtsentwicklung in Europa in Richtung Despotie. Die Einführung des Euro sei ein diktatorischer Akt gewesen.

Neben der wirtschaftlich-politischen Entwicklung im Zusammenhang mit der Globalisierung diskutierte die Versammlung auch die Auswirkungen auf die Religionsfreiheit in einem mehr und mehr säkularisierten geistigen Klima. Die Religionsfreiheit, die einst unter völlig anderen Bedingungen errungen wurde, führe heute zu einer paradoxen Situation, wenn sich auch obskure Religionen, bis hin zum Satanismus auf sie berufen könnten.

Der katholische Moraltheologe Professor Joachim Piegsa, Augsburg, hält es für verhängnisvoll, daß der Gottesbezug in der Grundrechtecharta fehle. Die Seele Europas sei das Christentum. Nur das Christentum biete eine gemeinsame Werteordnung, die eine Barbarei verhindern könne. Die weltanschauliche Neutralität des Staates dürfe nicht so mißverstanden werden, daß sich die christlichen Kirchen aus dem öffentlichen Bewußtsein verdrängen lassen müßten.

Professor Piegsa warnte auch vor einem verantwortungslosen Umgang mit den modernen Humanwissenschaften. Wohin die Dekadenz Europas führe, zeigte der Jurist Professor Dr. Hannsjosef Hohn, Mönchengladbach, durch einen Vergleich unserer Lage mit den Zuständen im alten Rom auf. Bereits die Römer hätten den Verfall von Sitte und Moral durch die Manipulation des Rechts abgedeckt.

Die Evangelische Notgemeinschaft gibt bekannt, daß alle Vorträge der Tagung, zusammen mit dem Mitteilungsorgan "Erneuerung und Abwehr", publiziert werden sollen. "Erneuerung und Abwehr" kann bestellt werden bei der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland, Brunnenfeldstraße 4, 71272 Renningen, Telefon 07159/17277, Fax 07159/17279. 

 

Prof. Dr. Karl-Albrecht Schachtschneider am Rednerpult: Neben ihm sitzen von links nach rechts Prof. Dr. Hannsjosef Hohn, der Erste Vorsitzende der Notgemeinschaft Pfarrer Hanns Schrödel und das Vorstandsmitglied Pastor Reinhard Schön. Foto: Synowzik

 
     
     
 
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