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Als 15jährige im Gulag der SBZ

 
     
 
Gisela Gneist wurde 1945 von den Sowjets mit 31 anderen Leidensgenossen zusammen verhaftet. Vorwurf: Spionage, "Werwolftätigkeit" - das Übliche an Anklagen aus dem Repertoire der roten Besatzungsmacht. Gneist wurde wegen "Konterrevolution" verurteilt.

15 Jahre jung war die Schülerin, als sie in Gefangenschaft geriet. Sie durchlebte in den kommenden vier Jahren die Hölle. Zu Beginn kamen die Festgenommenen in einen der berüchtigten GPU-Keller in Brandenburg an der Havel.

"Das war schlimm", erinnert sie sich. Es gab keine hygienischen Einrichtungen, nur einen Eimer in einer völlig überfüllten Gefängniszelle, die für vier Insassen gedacht und mit acht belegt war. "Der Eimer durfte nur einmal am Tag geleert werden. Es stank bestialisch."

Noch schlimmer die Folterungen, die Mißhandlungen, die Verhöre - meist von morgens bis abends. Selbst wenn die Peiniger tagsüber nichts von ihren Inhaftierten
wollten, durfte trotzdem niemand auf seiner Pritsche liegen. Gneist: "Niemand dachte, daß wir das überstehen."

Die sechs Jungen, die zusammen mit Gisela Gneist verhaftet worden waren, überstanden es auch nicht. Fünf wurden von den Russen hingerichtet, einer erlag seinen Verletzungen nach den Folternächten.

Die Überlebenden wurden verlegt. Raus aus dem GPU-Keller, ab ins Speziallager. "In Altstrelitz durften wir uns zum ersten Mal waschen. Und einen Frisör gab es auch." Der war belgischer Jude, der den KZ-Aufenthalt bei den Nazis überlebt hatte und jetzt bei den Kommunisten einsaß. ",Ich bin von dem Regen in die Traufe gekommen , hat der Jude gesagt".

Im Sommer 1946 verfrachteten die Sowjets die junge Gneist ins Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin - in den nächsten Kreis der Hölle. Noch heute quälen die mittlerweile 76jährige Frau die Gedanken an den Moment, als sie die Sterbebaracke in Sachsenhausen betrat. "Man mußte aufpassen, daß man nicht auf die Sterbenden am Boden tritt. Überall lagen Tote. Die Jungen, die ich suchte, waren nur noch Skelette. Ich wußte, daß sie sterben würden."

Den dem Tode geweihten Jungs versprach Gneist, daß sie sie nie vergessen würde. Aus diesem Grund kämpft sie noch heute als Vorsitzende der "Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945-1950 e.V." für eine angemessene Würdigung der Opfer in den KZ nach 1945.

Daß die Russen die NS-Lager weitergenutzt haben, wurde in der deutschen Vergangenheitsdiskussion lange Zeit beinahe völlig verdrängt. In der DDR sowieso tabu, galt es auch im Westen spätestens seit Ausrufung der Entspannungspolitik als "revanchistisch", an die Greueltaten der Roten zu erinnern.
 
     
     
 
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