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Als Brücke zur Versöhnung

 
     
 
Wenn dem Zerfall und den Zerstörungen im nördlichen Ostdeutschland nicht bald Einhalt geboten wird, wäre das ein herber Schlag für die Erhaltung des Weltkulturerbes! Sicherlich wäre die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes verfallener Kirchen, zerstörter Gutshöfe, Burgen und Schlösser ohne Nutzungen, die sich selbst tragen, eine Utopie
- abgesehen davon, daß sie der betrüblichen, aber doch realen Nachkriegsgeschichte nicht gerecht würden. Man sollte diese Phase der Kulturgeschichte als geschehen und damit selbst zur Geschichte geworden hinnehmen und abbilden.

Da gibt es eine Reihe von Beispielen, wie den Soldatenfriedhof in Germau, wo die gesicherten Reste der zerstörten ehemaligen Ordenskirche sich im Kontext zu dem Friedhof zu einem neuen Denkmal gebildet haben. Die Spuren der alten Baukultur bleiben erkennbar und deren Bestand bewahrt. Diejenigen, die bei der Verteidigung ihres kulturellen Erbes beziehungsweise dafür, daß sie Tausenden von flüchtenden Ostdeutschland den Weg in den Westen freihielten, mit ihrem Leben bezahlten, ruhen in dessen nächster Nachbarschaft.

So könnten die Umfelder der heutigen, alsbald vor weiterem Verfall gesicherten Kirchenruinen, die Gemeindefriedhöfe, einbezogen werden, indem die übliche Asphaltierung beseitigt und die Reste der darunter liegenden Grabsteine wieder aufgestellt werden.

Die dauerhaft erhaltenen Fragmente deutscher Baukultur würden Erinnerung und Mahnung zugleich sein. Sie würden zukünftige Gene-rationen ohne eigenes Erleben zu Fragen nach der Vergangenheit ihrer neuen Heimat und zur Auseinandersetzung mit der Geschichte ermuntern. Sie würden die zugezogenen neuen Bewohner daran erinnern, daß sie in einem Land mit einer Kulturgeschichte leben, die begann, lange bevor ihre Familien hier neue Wurzeln schlugen.

Ein solcher Umgang mit den Zeugnissen der Vergangenheit würde Brücken der Versöhnung bauen und damit Perspektiven für eine friedliche gemeinsame Zukunft eröffnen. Bei aller unweigerlich gewachse- nen Betroffenheit, die man bei der Auseinandersetzung mit der dortigen Realität empfindet, wäre die Pflege und Sicherung dieses in Fragmenten noch existierenden Kulturerbes eine Chance zur Versöhnung.

 
     
     
 
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