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Am härtesten Markt

 
     
 
Die hochgesteckten Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Berlins Wirtschaft ist am Boden. Bestes Beispiel: die Hotelbranche. Nach der Vereinigung steckten Investmentfonds und Hotelbetreiber viel Geld in den Bau neuer Tophäuser. Das 1997 wiedereröffnete Adlon am Pariser Platz ist nur eines von vielen. Fast 20 Fünf-Sterne-Hotels umwerben in Berlin mittlerweile Gäste aus aller Welt.

In den letzten Monaten ist dank der Dumpingangebote von Billigfluglinien die Auslastung der Fünf-Sterne-Hotels gestiegen, um fünf auf 64 Prozent im ersten Halbjahr
2004. Auch der Gastauftritt des New Yorker Museum of Modern Art zog Touristen an. Trotzdem herrscht ein furchtbarer Konkurrenzkampf zwischen Interconti, Hilton und Co. Gerademal 130 Euro zahlt ein Gast in einem Berliner Weltklassehaus. In anderen Städten sind es rund 300 Euro. Berlin gilt als härtester Hotelmarkt Europas.

Zu den angesehensten Fünf-Sterne- Adressen gehört das "Four Seasons" in Berlin-Mitte. Laut dem Hotelführer "Zagat Survey" ist es das beste Haus in Deutschland. Auf der Gästeliste standen schon Namen wie Tom Hanks, Michael Douglas, Dustin Hoffmann und zuletzt Will Smith während der Premiere seines Kinoabenteuers "I-Robot".

Trotzdem gibt der kanadische Konzern das Haus jetzt auf. "Wir konnten die finanziellen Erwartungen der Besitzer nicht erfüllen", bekennt Hoteldirektor Stefan Simkovics. Und: "Vielleicht war man am Anfang einfach zu euphorisch bei den Investitionen." Vielleicht lag es aber auch an seinem Führungsstil. Seine Angestellten lebten in Angst und Schrecken wegen seiner autoritären Art, berichten Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand. Und das in einer Branche, in der ohnehin ein Heuern und Feuern auf der Tagesordnung ist. Simkovics entließ einen Mitarbeiter, nur weil er eine private E-Mail von einem Firmenrechner versandt hatte.

Berlin braucht noch mehr Besucher, um seine Hotels zu füllen. Doch Gäste sind nicht gleich Gäste. Der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands, der in Berlin besonders heftig seinen Niederschlag findet, hat in den Augen vieler Berliner somit auch positive Folgen: hält er doch offenbar bei ihnen eher unbeliebte Gäste fern. 2003 kamen nur noch 1.229 Asylbewerber in die Stadt. 1990 waren es noch 33.487. Inzwischen bevorzugen die Bewerber, die nur zu einem Bruchteil als politisch Verfolgte anerkannt werden, unsere westlichen Nachbarn Frankreich und Großbritannien. Ein weiterer Hinweis, daß es sich bei "Asylanten" überwiegend um Wirtschaftsflüchtlinge handelt, die den Behörden eine politische Verfolgung nur vorgaukeln?

 
     
     
 
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