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Warschaus Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski ist stinksauer auf seinen deutschen Kollegen Struck. Der hatte die Polen mit ihrem Vorschlag, deutsche Truppen mit in den Irak zu nehmen, kühl abblitzen lassen: Er sei "überrascht", so Struck schnippisch. Unverschämtheit! - Alles sei abgesprochen gewesen, faucht Szmajdzinski zurück. Abgesprochen! Oder gar zugesagt? Dem armen Kerl hätte vorher jemand stecken sollen, daß Regierungszusagen im Deutschland dieser Tage Verfallszeiten von höchstens einigen Stunden haben.
Aber der Ärger rührt noch tiefer. Die Deutschen hätten Polens glamourösen Aufstieg zum Siegermächtchen im Schoße der USA "mit Häme" übergossen, ereifern sich die Nachbarn. Häme? Warum sollten wir? Am Irak-Krieg waren sie so gut wie unbeteiligt (gerade mal 200 polnische Soldaten behaupten, irgendwo da unten gesehen worden zu sein), Geld haben sie nicht, Transportmöglichkeiten ebensowenig - und trotzdem wurden die Polen Mit-Besatzer. Das hat doch was! Warschaus Präsident Kwasniewski war beim Breslauer Dreiergipfel mit Chirac und Schröder denn auch sichtlich erbaut von seiner neuen Rolle als Nobel-Nassauer am drallen Busen der Weltmacht.
Seien wir ehrlich: Im Grunde genommen lieben wir ihn, den George Dabbelju Bush. Wir lieben ihn, weil er sich so schön hassen läßt. Der Mann ist genau die Zielscheibe, auf die wir schon jahrelang gewartet haben. Wenn er davon redet, daß Saddams Massenvernichtungswaffen es waren, die den Krieg unausweichlich gemacht haben - obwohl die sogar rund vier Wochen nach dem Krieg noch nicht gefunden wurden. Wenn er dann achselzuckend flötet, daß die Suche eben Zeit brauche - die Zeit, die er den UN-Inspekteuren auf keinen Fall geben wollte. Wenn er stolz verkündet, die Iraker seien aber immerhin "befreit" - während die Menschen in den Krankenhäusern verrecken, weil die US-Truppen die EU-Hilfe nicht durchlassen. Oder wenn wir beobachten, wie die US-Ölindustrie vor der Kulisse der zerschossenen Hos-pitäler saftig absahnt, während ihr Präsident von der moralischen "Mission" seines Landes schwadroniert. Ja, ist das nicht herrlich?
Mit seinen Vorgängern hatten wir es da schwerer: Der betuliche Carter, der spielerische Reagan, der väterliche Bush senior oder der immerjunge Billy Clinton - das waren eben alles Typen, die man ärgerlicherweise beinahe mögen mußte. Seit Januar 2001 jedoch blicken wir, endlich, endlich, in die linkischen Pavian-Augen eins Unsympathen der Extraklasse. Hemdsärmelig quäkt er die ungeschminkte Selbstgerechtigkeit einer Supermacht heraus, die wir schon immer im Verdacht hatten. Seine feiste Heuchelei bereitet uns eine prickelnde Gänsehaut wie das Brausepulver früher, als wir klein waren. Unsere billigsten, plattesten Vorurteile werden bedient wie gutzahlende Gäste im Fünf-Sterne-Hotel. George, du bist der Beste!
Doch kein Grund zum Neid: Wir in Deutschland haben auch tolle Leute zu bieten. Wann immer ein (steuer- und abgabenbedingt am Rande des Ruins laborierender) Mittelständler, eine bankrotte Kommune oder sonstwer Hans Eichel seine angeblich düstere Lage unter die Nase hält, weiß dieser umgehend Abhilfe: "Ich habe da ein Gutachten", legt er dann los, "das nachweist, daß es Ihnen statistisch gesehen blendender geht denn je!" Und schon fühlen wir uns alle viel besser. Noch einem Ertrinkenden in reißender Flut ruft der zahlenfeste Finanzminister aufmunternd hinterher: "Wir haben alles im Griff! Ich besitze wasserdichtes Datenmaterial, daß Sie auf keinen Fall ..." - blubb.
Bei den Grünen trübt sich dennoch die Stimmung merklich ein. Der Metzger versaut die Laune. Deutschland stehe "am Abgrund", ist, mit anderen Worten, praktisch im Eimer. Und jetzt? Sollen die unentbehrlichen Köpfe unserer Politik etwa mit absaufen, wenn die Bundesrepublik untergeht? Das wäre unverantwortlich. Für sie muß also Ersatz her. Außenminister Fischer baut bereits vor und läßt öffentlich darüber spekulieren, ob er nicht auch zum "europäischen Außenminister" geeignet wäre, wenn das mit Deutschland in die Hose geht.
Eigentlich eine glänzende Idee. Was ein echter Europäer ist, haben kluge Köpfe schon vor längerem ausgemacht: Er ist so offenherzig wie ein Brite, so bescheiden wie ein Franzose, so humorvoll wie ein Deutscher und so zuverlässig wie ein Italiener - mit einem Satz: er ist Joschka Fischer. Der offenherzige Polizistenverprügler, der zuverlässig alle seine Überzeugungen humorvoll von Bord schmiß und nun in aller Bescheidenheit auf Staatsmann macht.
Soziale Gerechtigkeit fängt in der Schule an. Und hört meist gegen Mittag schon wieder auf. Schuld sind die Eltern: Jeden Tag nach dem Essen beginnen Millionen von Mamis und Papis, die milliardenschweren Entbildungsmaßnahmen unser Lehranstalten zu durchkreuzen, indem sie ihren Kindern hinterrücks Fähigkeiten beibringen, wie etwa in ganzen Sätzen zu reden oder elitäre Anredeformen zu benutzen, statt beim sozial gerechten "Äi-Mann-Äi!" zu bleiben.
So kann das natürlich nichts werden mit der Gleichheit. Herausgekommen sei vielmehr eine "starke Koppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg", schimpft Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und setzt zum Gegenangriff an: Vier Milliarden Steuer-Euro will sie ausgeben, um 10.000 Ganztagsschulen zu bauen. Nur mit denen nämlich ist sichergestellt, daß die kleinen Blödiane abends genauso bescheuert ins Bett gehen, wie sie morgens aufgestanden sind. Ohne, daß bildungsgierige Eltern dazwischenfunken. Zudem wird in den Großstädten die Integration deutscher Rotznasen in ihre türkische Umgebung bei ganztätgiger "Betreuung" beträchtlich schneller gehen. |
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