Angeklickt

"Suche Liebe. Biete mich.", heißt das Romandebüt von Sascha Weber. Jonas ist 38 Jahre, Oberregierungsrat mit Aussicht, Europaabgeordneter in Straßburg zu werden und hat gerade seine Freundin Melanie verlassen. Grund: Melanie, ebenfalls Ende 30, wollte mit ihm eine Familie gründen. Während bei Melanie die biologische Uhr zur Eile drängte, sah Jonas sich von ihr unter Druck gesetzt und beendete die vorher so locker-leichte Beziehung. Während Melanie in Verzweifelung verfällt, hat Jonas sich das Ziel gesetzt, zu Silvester in vier Wochen eine neue Freundin in den Armen zu halten. Da es schnell gehen muß, meldet er sich bei der Interne

tpartnervermittlung "Neu.de" an, um sein Ziel zu erreichen. Da ihm dieses Mal nicht das gleiche wie mit Melanie passieren soll, gibt er an, daß die Gesuchte jünger sein soll. Am liebsten ist ihm eine Endzwanzigerin, denn Jonas will nichts "Festes".

Mit leichter Feder schildert der Rundfunkjournalist Weber Jonas Gehversuche in der Partnerbörse. Hierbei gelingt es dem Autor, die Klientel von derartigen Internetbörsen lebendig zu beschreiben. Realistisch zeigt er auf, wie der 38jährige, der sich anfangs völlig in die digitale Welt stürzt, Stück für Stück von seiner Außenwelt wieder in die Realität zurückgeholt wird. Jonas wird bewußt, wie schön es mit Melanie war, wo man sich nicht jeden Tag aufs neue beweisen mußte, jeder den anderen kannte und in der Not beistand. So begleitet der inzwischen nachdenklich gestimmte Mann seine Ex-Freundin auch zur Beerdigung ihres überraschend verstorbenen Vaters nach Wien. Weihnachten nähert sich, Jonas hat keine neue Freundin in Aussicht und merkt, daß er auch keine Lust mehr auf sein Single-Leben von einst hat. "Vielleicht finde ich etwas für Melanie, denke ich, als ich den Laptop zuklappe."

Sascha Weber ist ein unterhaltsamer, aber zugleich die Wirklichkeit beschreibender Roman gelungen, ohne dabei in Albernheiten abzugleiten oder ein kitschiges Happy End vorzulegen.

Sascha Weber: "Suche Liebe. Biete mich.", Piper, München 2006, broschiert, 6,95 Euro 5851