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Auch schwere Zeiten stolz überdauert

 
     
 
Man schrieb das Jahr 1953: der deutsche Kronprinz war gerade zwei Jahre tot. Es gab noch die Kronprinzessin Cäcilie, nach der einst ein Ozeandampfer von verschwenderischem Luxus getauft worden war. Damals gab es hierzulande noch willige Arbeitskräfte in Hülle und Fülle, denn um die riesigen Kolbendampf
maschinen dieses Prachtschiffes zu ihrer Leistung zu bringen, brauchte es Mengen von Heizern, die Kohlen in die Schlünde schaufelten. Ein größerer Kontrast, als den vom Maschinenraum bis in die Halle oder die Speisesäle der 2. oder 1. Klasse, war wohl kaum vorstellbar. Schwer vorstellbar war auch, daß jemand an die Schätze des Museums auf Burg Hohenzollern Hand anlegen könnte, wie es gerade damals geschah.

Das alles ist ferne Vergangenheit, aber die Burg in Hechingen, sie hat die Zeiten überdauert und das darin befindliche Museum auch. Man sieht dort die Bronzestatuette König Friedrichs des Großen, auch das Metall-Etui, das in seinem Wams die sonst tödliche feindliche Kugel abgefangen hat.

Hier sind auch die einmalig schönen, die enorm prunkvollen Tabatièren aus der königlichen Sammlung zu sehen. Die Juweliers- und Goldschmiedekunst hatte damals europaweit einen sehr hohen Standard erreicht. Ludwig XV. in Versailles hatte bildschöne Golddosen, sie waren jedoch etwas kleiner als die preußischen. Der sächsische Kurfürst füllte sein Grünes Gewölbe mit derartigen und ähnlichen Prunkstücken. Es war ein edler Wettstreit, ausnahmsweise ohne Blut und ohne Tote, einfach um der Pracht und der Schönheit willen. Die gestohlenen Tabatièren wurden bald nach dem Diebstahl von der Polizei wieder ausfindig gemacht und kamen zurück auf die Burg Hohenzollern, wo sie vom Autor dieser Zeilen fotografiert wurden. Die Dosen sind 11 bzw. 10 cm breit, mit guillochiertem Lapislazuli unterlegt, mit massivem getriebenem Gold überfangen und beide überreich mit Diamanten besetzt. Die Steine sind im alten Schliff, da man den noch etwas strahlenderen modernen Brillantschliff noch nicht kannte.

Die Sammlung des Königs umfaßte weit über 100 dieser Preziosen. Einige davon befinden sich heute in Privatbesitz. Wenn mal eine auf einer Versteigerung auftaucht, ist es immer sensationell. Sie zeigen nicht zuletzt, daß Friedrich der Große nicht nur Schlachten gewann und sein Land bereicherte und vergrößerte, sondern außer daß er Komposition und Flötenspiel beherrschte, auch ein Kunstmäzen mit viel Sinn für Prunk gewesen ist.

Die Burg Hohenzollern ist ganzjährig im Rahmen von Führungen zur Besichtigung geöffnet. 1. November bis 15. März von 10 bis 16.30 Uhr, 16. März bis 1. November von 9 bis 17.30 Uhr. Nähre Informationen auch unter www.burg-hohenzollern.com

Preziosen auf Burg Hohenzollern in Hechingen: Tabatiéren Friedrichs des Großen; sie fielen vor 50 Jahren einem dreisten Diebstahl zum Opfer Fotos: Burg Hohenzollern
 
     
     
 
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