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Aufklärung

 
     
 
Es scheint inzwischen durchaus ein Risiko zu sein, in die durc einschlägige Presseberichte über Bomben, Fremdenfeindlichkeit und Parteienverbo aufgeheizte Sphäre ein angemessenes Wort zur Lage zu finden. Jedes von der Absicht de Kampagne abweichende Wort könnte schnell als klammheimliche Sympathie, als Schadenfreud und billige Reverenz an die falsche Seite gewertet werden, wo doch einzig nüchtern Vergleiche und Aufklärung die Basis zukünftiger Beruhigung schaffen können.

Insofern konnte die Warnung des märkischen Innenministers
Jörg Schönbohm noch zu guter Letzt auf die andere Seite von Justitias feinfühliger Waage gelegt werden, womi die schon bedenklich wirkende Einseitigkeit etwas korrigiert werden konnte. Schönboh meinte, daß die Mehrzahl der von Jugendlichen verübten Taten nicht politisch motivier seien. "Viele Gewalttaten enststehen häufig aus Situationen, die mi Gruppenprozessen zu tun haben. Alkohol, Mutproben und daß man auch mal in die Zeitun kommt, alles dies spielt eine Rolle".

Wie denn nicht? Wer in in einer Kleinstadt aufgewachsen ist und zum Tanz unterm Maibau auf die Dörfer geht, muß immer gewärtig sein, daß er eine handfeste Rauferei riskiert Das mag manchem Schöngeist abstoßend animalisch, politischen Köpfe "faschistisch" vorkommen, es spiegelt eine Wirklichkeit, die von der pommersche Küste bis Andalusien reicht, ohne daß hier Arbeitslosigkeit oder extreme politisch Anschauungen die Hand führen.

Schönbohm spricht denn auch davon, daß bei den jugendlichen Mitläufern "kau einmal ein ideologischer Hintergrund zu finden" sei, dafür aber "Dumpfheit Angst und Ablehnung". Daher sei auch die Sorge vor einer "braune Armeefraktion" unbegründet. Es kennzeichnet die Lage, wenn derartige Trivialitäte von einem Politiker zur Beruhigung ausgesprochen werden müssen, wo andere Kreise scho ein Milieu sehen (wollen), das die sofortige politische Machtübernahme durch Schläge und sonstigen Bodensatz nahelegt.

Nun, dergleichen ist nicht zu befürchten. Die Geschäfte laufen sommerbedingt ruhig der Euro verliert seine Schwäche nicht, und die Politiker aus der ersten Reihe sin allesamt Richtung Mallorca, Seychellen oder Toskana verschwunden. Während die sic bräunen, schwärzt die heimische Presse: "Ganze Härte gegen die Extremisten" etwa titelt das "Hamburger Abendblatt", was leicht hingeschrieben, aber schwe zu vollziehen ist.

Gesinnungen können und dürfen nicht bestraft werden, Taten, sofern sie kriminell Bestände erfüllen, schon. Da hat schon der Gesetzgeber vorgesorgt. Otto Schily, de Innenminister, hält die Gesetze zur Abwehr für zureichend, andere nicht. Nur täte sic hier ein neuer Graben auf: Schill, der vormalige angebliche Richter "Gnadenlos" aus Hamburg, wurde gerade wegen seiner vollen Ausschöpfung der Gesetze ins juristisch Abseits gestellt.

Innenminister Schily war es schließlich auch, der mit der These, das "Boot is voll", Beifall und sachliche Zustimmung gerade von jenen bekommen hat, die sons nicht zu seiner Wählerklientel gehören. Vielleicht, so unken manche Beobachter, hab Schily sich einen unbefangeneren Blick für exklusive politische Schräglagen bewahrt weil er einst selbst als (linker) Extremist auf der Suche nach dem "dritten Weg" in das Zelt des verwunschenen Wüstenmannes Muammar el-Gaddafi geschlüpft war.

Insofern bietet der Lebensgang Schilys eher einen Unterpfand für angmessene politisches Handeln als Verbote und wilde Schreie nach Vergeltung. Hilfe kann hier nu Aufklärung durch gekonnt tieferes Nachfassen in den komplizierten Gängen de europäischen Geschichte unseres Jahrhunderts erbringen, wobei sogenannt "volkspädagogische" Kunstgriffe sich auch da verbieten sollten, wo die bisherige Geschichtsschreibung schummrige Grauzonen hinterlassen hat.

Wie die "Stuttgarter Zeitung" ausführt, gibt es inzwischen eine jung "Elite" von gewalttätigen Gymnasiasten, die sich "in Einzelheiten de deutschen Geschichte und der Runenkunde bisweilen genauer auskennen als gestandene Richte am Oberlandesgericht". Sie "lesen viel, aber nur Bücher, die in Deutschlan verboten sind". Dies läßt doch nur den Schluß zu, daß die schulisch Stoffvermittlung unzureichend ist.

Es nützt nämlich wenig, sich in allgemeiner Entrüstung über die Verfaßtheit de Jugend zu üben, wenn nicht umfassende aufklärerische Taten folgen. Dies schließt die ganze Geschichte mit ein, auch die, die den Siegermächten oder manchen Parteien nich paßt.

 
     
     
 
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