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Weihnachten ist das Fest der Familie im allgemeinen und der Kinder im besonderen. Es regnet am Heiligabend Geschenke, und für ein paar Tage dürfen die Kleinen die Gute Stube als überdimensioniertes Spielzimmer nutzen. Das ist heute so, und das war auch schon so, als die heutigen Großeltern und Urgroßeltern der Kleinen noch selber klein waren. So baute lange vor dem Zweiten Weltkrieg, noch zu Zeiten des Reichspräsident en Hindenburg in Hamburg eine Gruppe Gymnasiasten in der zumindest für Kinder schönsten Zeit des Jahres gemeinsam unter dem Tannenbaum im Wohnzimmer einer der Eltern ihre Spur-1-Bahnen auf. Die Eltern "kauften sich frei", indem sie gestatteten, hierfür Gaststättensäle anzumieten. Der Sprung an die Öffentlichkeit gelang, als die Schulbehörde vom didaktischen Wert dieser Modellanlagen überzeugt werden konnte und deshalb Turnhallen, Zeichensäle und dergleichen geeignete Räume für diesen wahrhaft guten Zweck zur Verfügung stellte.
Als bei einer Schau das für damalige Zeiten ungeheure Defizit von 50 Reichsmark entstanden war, entschlossen sich die jungen Herren 1931, also vor 75 Jahren, zur Gründung eines Vereins, der noch im selben Jahr eingetragen wurde. Der "Verein Modelleisenbahn Hamburg e. V." (MEHEV) war geboren. 1938 wurde für 90 Reichsmark im Monat in der Bergstraße ein 100 Quadratmeter großer Raum angemietet. Die erste feste Anlage entstand. Ihr Vorbild war der Bahnhof von Göttingen. Zwar konnte nun eine kleine Werkstatt eingerichtet werden, für regelmäßige Vorführungen vor Publikum reichte der Platz jedoch noch nicht aus.
"Räder müssen rollen für den Sieg", hieß es zwar während des Zweiten Weltkrieges, aber auf der kleinen Modelleisenbahn ruhte während des Krieges der Betrieb. Dafür wurde sie auch weniger zerstört als die große. Zu beklagen war neben leichten Schäden nur der Verlust einiger ausgelagerter Triebfahrzeuge. Während sich die große Bahn draußen erst in den sogenannten Wirtschaftswunderjahren berappelte, war für die kleine in Hamburg bereits 1946 ein Glücksjahr. In diesem Jahr wurde nämlich mit Professor Dr. Walter Hävernick ein langjähriger MEHEV-Vorsitzender Direktor des "Museums für Hamburgische Geschichte" (MHG). Er hatte schon 1944 eine Schrift über ein hamburgisches Verkehrsmuseum verfaßt, dessen Kernstück ein Museumsbahn-Betrieb und eine große Modellbahn sein sollten. Als Direktor konnte er in seinem Museum nun einen Saal für eine Modellbahn zur Verfügung stellen.
Statt Göttingen lautete nun allerdings das Thema Hamburg. Für die neu zu bauende Anlage wurde nach einem Ideenwettbewerb der Bahnhof Hamburg-Harburg als Vorbild gewählt. Dieser verfügte über einen großen Personenbahnhof mit dem Zusammenlauf mehrerer Strecken, einen Rangierbahnhof, eine örtliche Ladeanlage und ein Bahnbetriebswerk, so daß hier fast alle Funktionen der Eisenbahn zum Tragen kommen. In das Modell integriert werden sollte eine Hauptgüterbahnhof-Kai-Situation, um den Direktumschlag Bahn - Schiff zu veranschaulichen. Ein vorerst auf 20 Jahre angelegter Vertrag zwischen dem MEHEV und der Hamburger Kulturbehörde gab beiden Seiten Planungssicherheit. Es konnte losgehen.
Freunde des MEHEV aus Schweden stellten die Sperrholzplatten für den Bau der 250 Quadtratmeter großen Anlage zur Verfügung. Als Dank erhielten sie ein 1:10-Modell eines schwedischen Schlafwagens. Auf dieser Basis wurde in nur zwei Jahren das beschlossene Vorbild im Maßstab
1 : 32 nachgebaut. Am 7. Oktober 1949 war es dann soweit. Der MEHEV konnte eine sowohl ständige als auch Publikum zugängliche Modelleisenbahnanlage in Betrieb nehmen.
Seitdem hat die Anlage im zweiten Stock des neuerdings kurz "hamburgmuseum" genannten MHG schon Generationen von kleinen und auch großen Hamburgern und Hamburgbesuchern fasziniert. Zwei Millionen Besucher haben die mittlerweile 60000 Vorführungen besucht. Auf 1,2 Kilometern Gleisen laufen derzeit rund 70 Triebfahrzeuge mit etwa 400 Waggons, darunter auch ein ICE, der symptomatisch zeigt, daß man sich mit der Schilderung des Zustandes von 1949 nicht zufrieden gibt, sondern auch die Gegenwart zu ihrem Recht kommen lassen will.
Hamburgs größte Modellbahnanlage in Spur 1 ist eine Erfolgsstory und verdeutlicht jedem Modelleisenbahnfreund, wie weit man es bringen kann, wenn man dieses schöne Hobby systematisch betreibt. Wer mitmachen will, ist herzlich eingeladen. Der MEHEV nimmt gerne neue Vereinsmitglieder auf. Doch auch wer nicht Mitglied werden will, sollte sich zumindest diese Anlage einmal ansehen, wenn er denn in Hamburg ist. Für Hamburger Kinder hingegen ist der Besuch einfach Pflicht.
Die Modelleisenbahn steht im hamburgmuseum, Holstenwall 24, 20355 Hamburg. Das Eintrittsgeld ist mit dem Museumseintritt von 7,50 / 4 Euro abgegolten. Die Regelöffnungszeiten des Museums sind Dienstag bis Sonnabend 10 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Die Vorführungen mit Erläuterungen der Modelleisenbahn beginnen jeweils um 11, 12, 14 und 15 Uhr sowie sonntags zusätzlich um
16 Uhr. Interessenten an einer Mitgliedschaft im "Verein Modelleisenbahn Hamburg e. V.", finden in Eduard-Claus Schütt, Telefon (0 40) 31 44 35, einen Ansprechpartner. |
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