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"Aufarbeitung" ist bekanntlich ein Bombengeschäft jetzt auch am Balkan: Höchstbezahlte forensische Experten buddeln für höchstbezahlte Juristen in Den Haag nach Beweismitteln, damit man Leute, die nicht greifbar sind, in Gefängnisse stecken könnte, die dafür viel zu klein wären.
Dieser forensische Eifer bringt zuweilen Überraschungen . Irrtümlich wurde ein Massengrab ausgebuddelt, in dem mehrere hundert Wehrmachtssoldaten liegen. Laut Angaben der Lokalbevölkerung waren sie von Tito-Partisanen "hingerichtet" worden, und genauso ging es durch die Medien: Jawohl, hingerichtet! Also entweder gilt heute nicht mehr, daß Hinrichtung den Schuldspruch in einem Gerichtsverfahren voraussetzt, oder es gibt Instruktionen, daß Massenmorde an kapitulierenden Soldaten grundsätzlich Hinrichtungen waren, was insofern plausibel klingt, als ja "Mord" für jene Hinrichtungen reserviert ist, die im Einklang mit internationalen Konventionen bei der Partisanenbekämpfung erfolgten.
Überraschungen brachte auch die Verhaftung von Milosevic: ers-tens überhaupt, zweitens, weil "Slobo", in dessen Familie Selbst-mord Tradition hat, nicht zur Pistole griff. Und drittens, weil kein moralischer Aufschrei durch die "europäische Wertegemeinschaft" ging, als der zum Dunstkreis eines George Soros gehörende Ministerpräsident Djindjic die Hinrichtung von Milosevic als reale Möglichkeit bezeichnete. Man vergleiche die Reaktion auf das Todesurteil gegen PKK-Chef Öcalan!
Jedenfalls kann trotz aller ge-genteiligen Beteuerungen kein westeuropäischer und vor allem kein französischer Politiker daran interessiert sein, daß Slobo tatsächlich ausgeliefert wird und in die Ecke getrieben vor der Weltöffentlichkeit wahrheitsgemäße Aussagen macht. Es wäre also nicht überraschend, wenn bei Milosevic demnächst letales Herzversagen aufträte. Und Hinrichtung oder nicht Name ist Schall und Rauch.
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