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Mehr oder weniger braungebrannt, teils gut, teils schlecht gelaunt - so betraten nach drei Wochen Betriebsruhe die Mitarbeiter das Fabrikgelände. Der Alltagstrott hatte sie wieder. Zunächst wurde nur zögernd von den Urlaubserlebnissen berichtet. Aber in der großen Pause ging es los. Man erzählte, dichtete einiges je nach Temperament dazu und zeigte auch die ersten Urlaubsfotos.
Willi Speicher packte seine mitgebrachten Brote aus. "Na, Herr Speicher, wie haben Sie denn Ihren Urlaub verbracht? Haben Sie auch schon Bilder dabei?" Willi Speicher nickte und holte aus seiner Aktentasche einige Fotos hervor, reichte sie in die Runde. "Mann, ist das toll!" kam es mit einem entzückten Tremolo über Frau Bauers Lippen. "Hier, ist das Ihre Frau?" Willi Speicher nickte stolz. "Hui, Sie konnten auf so einer Terrasse frühstücken?" - "Jeden Morgen." - "Ach, wie gepflegt und sauber hier alles ist", staunte Frau Melzer, "sogar ein bunter Blume nstrauß ziert den reichlich gedeckten Tisch. Ach, wenn ich da an unser liebloses und karges Frühstück in Spanien denke, könnte man direkt neidisch werden!"
"Schau mal hier, unser Herr Speicher beim Federballspiel", schmunzelte Frau Beck und reichte das Bild dem Buchhalter weiter. "Donnerwetter, ist das ein satter und gepflegter Rasen. Und die wunderbaren Blumenbeete - sehr hübsch. Also, so schön hatten wir es in Tunesien nicht", anerkannte der Buchhalter neidlos.
"So ist s recht", sagte Mei- er, der Terminsachbearbeiter, "Herr und Frau Speicher beim Dämmerschoppen auf der schmucken Terrasse!" Er betrachtete lange das Bild. "Man spürt förmlich diese Ruhe. Wenn ich da an unseren Betonklotz auf Mallorca denke! Und jeden Abend, bis spät in die Nacht, dies unmögliche Discogejaule!" - "Ha, Discogejaule? Bei uns in der Türkei ratterten Baumaschinen in der Nähe. Da sollte ein neuer Hotelkomplex entstehen!" - "Also, wenn ich die Sträucher und diese Blumenpracht, dazu die bequemen Sessel sehe - einfach wunderbar!" flötete Frau Bauer. "Sie haben bestimmt einen schönen Urlaub hinter sich." - "Hab ich auch."
Abteilungsleiter Kuhn rückte seine Brille zurecht und räusperte sich. "Herr Speicher, können Sie mir bitte die Adresse geben? Ich möchte im nächsten Jahr auch meinen Urlaub so erfreulich verbringen." - "Die Adresse können Sie haben!" Doch dann fügte Herr Speicher schmunzelnd hinzu: "Nur fürchte ich, daß Sie dort Ihren Urlaub wohl kaum buchen werden." - "Wieso?" kam es erstaunt zurück. "Nun, ich habe in diesem Jahr den Urlaub bei mir zu Hause verbracht!"
Lorbaslust von Rudolf Kukla
Wenn jemand
etwas Gutes tut,
dann hab es sein Bewenden,
jedoch so mancher Tunichtgut
kann jenes rasch beenden.
"Berliner", nur
mit Senf gefüllt,
veräppelnd zu Silvester,
Schadenfreude
gleichfalls stillt
für ältere Semester.
Schusterpech,
aus Niedertracht
für Lehrer am Katheder?
Sitzend, also warm gemacht,
klebt darauf ein jeder.
Am Strande es
zum Baden geht
an milden Ostseetagen:
Verflixt, man findet zugenäht
das Hemd an Arm
und Kragen!
"Daduleit, de Welt vergeiht",
so wurde nachgeschrien,
"wegen deine Dammlichkeit" - und selten nur verziehen.
Vorerst sprudelt ja ein Quell
der Lorbaslust für Täter,
politisch ebenfalls zu schnell,
und Einsicht folgt
dann später.
Wehe dem, der ungeschickt
den Hinterhalt verschlafe -
und erwarte dann geknickt
die wohlverdiente Strafe |
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