|
Im Kulturzentrum Ostdeutschland wurde nun das neu gestaltete Bernsteinzimmer seiner Bestimmung übergeben. Die offizielle Übergabe im Deutschordensschloß wurde von Dr. Walter Rösner-Kraus vom Staatsministerium für Arbeit vorgenommen.
Der Name "Bernstein" leitet sich aus dem mittelalterlichen "Brennstein" ab. Nach der mythologischen Überlieferung entstand der Bernstein aus den Tränen der Töchter des Sonnengottes Helios - dies und noch viele Details rund um die Entstehung, Verarbeitung und kulturgeschichtliche Dimension des Millionen Jahre alten Harzes zeigt das neu inszenierte Bern-steinkabinett im Kulturzentrum Ostdeutschland in Ellingen. Das nun modern gestaltete Ellinger Bernsteinzimmer fügt sich gut in die sensible barocke Bausubstanz ein und präsentiert einige beeindruckende Exponate. "Am meisten fasziniert die Besucher stets die zeitliche Dimension des Bernsteins. Bernstein ist ungefähr 50 Millionen Jahre alt und die eingeschlossenen Tiere wie Fliegen oder Ameisen sind über diese unglaublich lange Zeit hinweg erhaltene Zeugen der Urzeit, geborgen in einem goldenen Sarg", erläuterte Wolfgang Freyberg, der Leiter des Kulturzentrums.
Der Leitende Ministerialrat Dr. Walter Rösner-Kraus vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Landesflüchtlingsverwaltungen, für die Finanzierung der Umgestaltung verantwortlich, begrüßte das neu geschaffene Konzept. An einem authentischen Ort, nämlich in einem Schloß des Deutschen Ordens, der auch die direkte Verbindung zu Ostdeutschland darstellt, dient das Ellinger Kulturzentrum als bayerischer Sammelpunkt und Schaufenster für den Einblick in die Landeskunde und Kulturgeschichte der Region zwischen Weichsel und Memel. Durch die Neugestaltung läßt sich die Naturwissenschaft verbunden mit historischen Gedanken spannend darstellen.
Für die Konzeption selbst zeichnete Gisela Plettau aus Würzburg verantwortlich. Als pädagogisches Element hat sie eine Zedernachbildung in die Raummitte gestellt, in der große Bernsteinklumpen zu sehen sind. Nach neuesten Forschungen über die klimatischen Verhältnisse der damaligen Zeit entstand der Bernstein aus dem Harz von Zedern mit rund fünf bis sieben Metern Durchmesser. Wandtafeln dienen als Leitsystem. In den Texten darauf ist die geschichtliche Entwicklung des Bernsteines dargestellt, seine Gewinnung durch Sammeln am Sandstrand oder durch Untertageabbau an der Ostseeküste sowie seine weitere Verarbeitung als Schmuckstück, aber auch seine Bedeutung in der Medizin und im Aberglauben der Menschen. Die Tafeln enden an ihrem Fußende jeweils in einer Zeichnung, die im Raum betrachtet die Küstenlandschaft Ostdeutschlands darstellt.
An den Baum im Mittelpunkt schließt sich ein Schaubild an, das in einer Zeitspirale das Alter des Bernsteins optisch zeigt. Darunter kann man über entsprechende Vergrößerungsgeräte Bernsteine mit eingeschlossenen Tieren betrachten. Auf der anderen Seite dieses Schaubildes, das auch als Raumteiler dient, ist das "Gold der Ostsee" als Handwerkskunst dargestellt. Profane und sakrale Gegenstände wechseln sich ab, sachlich oder verspielt werden die bernsteinernen Schachspiele, das Hanseschiff oder die Altarkreuze dem Besucher präsentiert.
Abgeschlossen wird der Rund-gang durch das Bernsteinkabinett mit dem Bereich "Mystik und Sagen". Unter dem Titel "Die Tränen der Heliaden" wird die Geschichte von Phaeton, Sohn des Zeus, erzählt. Dieser konnte nach der Sage die Pferde des Sonnenwagens seines Vaters nicht beherrschen und brachte Feuer, Sturm und Fluten über die Erde. Durch einen Blitz des Zeus fiel er in den Fluß Eridanos, wo er ertrank. Seine Schwestern, die Heliaden, beweinten ihren Bruder. Der zornige Zeus verwandelte sie in Schwarzpappeln, die Tränen wurden zu Bernstein - und diese Tränen können nun in Ellingen betrachtet werden.
Das Kulturzentrum Ostdeutschland, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (0 91 41) 8 64 40, ist von April bis Oktober Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Das "Gold der Ostsee" in Bayern
Bei jedem Rundgang gibt es etwas zu entdecken: Gisela Plettau, Dr. Walter Rösner-Kraus und Wolfgang Freyberg (v. l.). |
|