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Hausmusik, Tagebuch und Freundschaftskult verbindet man meist mit dem Begriff Biedermeier, aber auch hausbacken, zurückgezogen und spießig. Wie es sich wirklich lebte in der Zeit des Biedermeier (1810 bis 1848), das zeigen derzeit mehrere Ausstellungen in Wien und Berlin. Die Schau in der Wiener Albertina (2. Februar bis 13. Mai) präsentiert über 400 Kunst- und Alltagsgegenstände aus der Zeit um 1820 - Möbel, Tapetenmuster und Damenkleider. Mit ihrer formalen Strenge und experimente llen Farbigkeit machen sie dem Titel der Ausstellung "Biedermeier - Die Erfindung der Einfachheit" alle Ehre und gelten als Vorboten der Moderne. Die Ausstellung ist später auch noch im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen.
In der Hauptstadt widmet sich jetzt schon eine Ausstellung dem Thema "Biedermeier", so zeigt das Museum Ephraim-Palais, Poststraße 16, ab diesem Sonnabend eine Schau unter dem Titel "Biedermanns Abendgemütlichkeit - Berlin von innen 1815-1848". Der Titel geht auf ein Gedicht zurück, das Josef Victor von Scheffel 1848 veröffentlichte. Ein paar Häuser weiter, im gerade aufwendig sanierten Knoblochhaus, kann der Besucher ab dem 21. Januar wieder dem Berliner Leben im Biedermeier nachspüren. Das Haus der Nachkommen evangelischer Glaubensflüchtlinge aus Ungarn spiegelt lebendig die Wohnkultur des aufstrebenden Bürgertums. "Das Biedermeier", so Jan Mende, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin, "gilt als tiefes Atemholen vor den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen der zweiten Jahrhunderthälfte und als Nachsommer einer vergehenden Welt ... Das Unbehagen an der eigenen Gegenwart und die Sehnsucht nach einer heilen Welt ist möglicherweise die Klammer, die uns Heutige mit der reizvoll scheinenden Lebenswelt des Biedermeier verbindet."
Die Berliner Ausstellungen sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet. "Biedermanns Abendgemütlichkeit" ist |
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