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Mord bei Hemingway

 
     
 
Hemingway, einer der großen amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der sein Leben lang nur das tat, was er wollte, und der im Alter als schwacher, kranker Mann, abgestoßen von eben diesen Alterserscheinungen und von sich selbst, den Freitod wählte, indem er sich eine Kugel in den Gaumen schoß, wird von Leonardo Padura in "Adiós Hemingway" auf ungewöhnliche Weise wiederentdeckt.

"40 Jahre nach Hemingways Tod wird auf seiner Finca Vigía bei Havanna eine Leiche gefunden, getötet mit zwei Kugeln aus einer Maschinenpistole
seiner legendären Waffensammlung."

Mario Conde, seines Zeichens nach Ex-Polizist und nun Schriftsteller und Antiquar, beschließt, durch seine Ermittlungen der kubanischen Polizei, die versucht, der Weltöffentlichkeit die neuesten Ereignisse vorzuenthalten, unter die Arme zu greifen.

El Conde, der als Kind dem berühmten Schriftsteller begegnet ist, ist noch heute von diesem fasziniert. Obwohl El Conde früh begreifen mußte, daß es sich bei seinem Idol um einen selbstgefälligen gewalttätigen Menschen handelte, der zwar Jahre lang auf Kuba lebte, jedoch ignoranter Weise keine Ahnung von der Insel und seinen Bewohnern hatte, liegt es dem Ex-Polizisten am Herzen, den Mord aufzuklären, um das Erbe Hemingways und dessen Ruf nicht zu beschmutzen.

"Gleich zu Beginn der schwierigen Ermittlungen beging El Conde ein museografisches Sakrileg: Er zog die Schuhe aus und schlüpfte in die alten Mokassins des Schriftstellers, die ihm um einige Nummern zu groß waren. Schlurfenden Schrittes ging er zurück in den Salon, zündete sich eine Zigarette an und machte es sich in dem Lehnstuhl des Mannes bequem, der sich ,Papa hatte nennen lassen ... El Conde zündete sich eine weitere Zigarette an und schloß die Augen. Er versuchte sich Ava Gardners Striptease vorzustellen und merkte, daß seine Knie weich wurden. Bald würde dieses wunderbare Bild für immer verblassen: Hemingway tot, Ava Gardner tot ... Und das schwarze Spitzenhöschen, war das unsterblich?"

Der Roman "Adiós Hemingway" beginnt trotz der Zeitsprünge zwischen der Zeit Hemingways, kurz vor dem Mord und der Gegenwart, in der EL Conde alles daransetzt, eben diesen aufzuklären, etwas schleppend. Erst zur Mitte hin kommt Tempo ins Geschehen.

Als Ganzes betrachtet, bieten die Geschichte und die eigenwilligen Aufklärungsmethoden El Condes vor den sonnig-warmen Kulissen Kubas und der historisch belegten Finca Hemingways jedoch eine ideale Grundlage für einen interessanten, unterhaltsamen Roman.

Leonardo Padura: "Adiós Hemingway", Unionsverlag, Zürich 2006, geb., 190 Seiten, 17,90 Euro
 
     
     
 
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