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Es war immer ein kleines Fest, wenn Georg Miller die Zentrale besuchte nicht nur, weil er Kuchen oder andere Leckereien mitbrachte, sondern vor allem, weil er so hinreißend aus seinem Künstlerleben erzählen konnte. Seine Augen blitzten fröhlich und sein Gesicht verzog sich in viele Lachfältchen, wenn er verschmitzt erzählte, wie es war damals, als er die Kunst- und Gewerkschule in Königsberg besuchte und bei Professor Hermann Brachert studierte, oder als seine Copernicus-Büste ausgerechnet vor dem Bundestreffen in Köln gestohlen wurde und er sie durch einen Zufall bei einem Altwarenhändler wiederfand ...
Ursprünglich sollte er ja Lehrer werden, doch Georg Fuhg, der 1919 auch das Examen als Volksschullehrer ablegte, wandte sich bald dem zu, das sein Leben schon von Jugend an bestimmte: der Kunst. Bereits als Lorbaß von zehn Jahren hatte er mit dem Ton hantiert, den seine Stiefmutter dem begabten Jungen schenkte. Aus dem beschaulichen Städtchen Mehlsack an der Walsch, wo er am 29. Oktober 1898 das Licht der Welt erblickt hatte, zog es ihn schließlich nach Königsberg. Dort ließ er sich nach seinem Studium als freischaffender Künstler nieder; eine erste Ausstellung zeigte 1927 seine Werke. Aufträge folgten, und bald waren Beispiele aus seinem Schaffen in vielen ostdeutschen Städten zu finden: Grabmale in Beynuhnen, Labiau und Insterburg, Soldatenehrenmale in Lötzen und Angerburg, Arbeiten in den Kirchen von Wormditt und Braunsberg. In Königsberg ist besonders die Skulptur des Sängers Walther von der Vogelweide im Tiergarten zu nennen.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, dem viele Werke des Bildhauers Fuhg zum Opfer fielen, war der Ostpreuße weiterhin unermüdlich tätig. Mit unermüdlichem Fleiß und großem Können gelang es ihm bald, auch im Westen ein umfangreiches Werk zu schaffen. Von Neumünster aus, wohin es Georg Fuhg mit seiner Familie verschlagen hatte, gingen die Werke in alle Himmelsrichtungen.
Tierplastiken und Porträtbüsten sind es vor allem, die noch heute vom Wirken des bescheidenen, fleißigen Mannes künden. Die lebensgroße Bronze des Trakehners "Hessenstein", nicht nur für Besucher des Ostheims in Bad Pyrmont ein beliebtes Fotomotiv, die Büste von Agnes Miegel im Agnes-Miegel-Haus in Bad Nenndorf sind nur zwei herausragende Beispiele aus dem Schaffen des Bildhauers, der 1964 mit dem Ostdeutschen Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Als Georg Fuhg am 14. November vor 20 Jahren starb, ist mit ihm ein Künstler gegangen, der im Kreis der ostdeutschen Kulturschaffenden etwas Besonderes war.
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