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Konrad Canis, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, erlangte vor einigen Jahren mit seiner Monographie "Die deutsche Außenpolitik von 1890 bis 1902" große Beachtung in Historikerkreisen. Eine Weile hatte er dann überlegt, ob er in seinem nächsten Buchprojekt die Zeit danach weiter verfolgen sollte, doch er entschied sich dagegen und wählte statt dessen die Jahre davor, "denn vieles von dem, was in den letzten Jahren vor 1914 von Belang war, erklärt sich nicht zuletzt aus den Voraussetzungen, den Grundlagen, den Kontinuitäten, die sich aus dem Gesamtverlauf der Außenpolitik dieses Reiches ablesen lassen". So kam es also, daß Konrad Canis "Bismarck s Außenpolitik 1870 bis 1890" zum Thema nahm, um hier nach den ersten Hinweisen für den Untergang des Kaiserreiches zu forschen.
"Es war der Aufstieg des Reiches selbst, der maßgeblich zu dessen Gefährdung beigetragen hat ...", erklärt Canis die europäischen Verwicklungen, in denen Bismarck selbstbewußt, aber auch kompromißbereit seine Außenpolitik betrieb. Detailliert, aber nie den Gesamtzusammenhang aus den Augen verlierend führt der Autor durch Bismarcks Verhandlungen und Vertragswerke, wobei er immer die innen- und außenpolitischen wie auch wirtschaftlichen Interessen der verschiedenen Parteien erläutert.
Am Ende beantwortet Konrad Canis die Frage, wie es zum Ersten Weltkrieg kommen konnte, mit den Worten "Macht stand weit vor Verständigung", denn Bismarcks Nachfolger waren immer weniger kompromißbereit, doch dies sei keineswegs allein eine deutsche Entwicklung gewesen.
Konrad Canis: "Bismarcks Außenpolitik 1870 bis 1890 - Aufstieg und Gefährdung", Schöningh, Paderborn 2004, geb., 449 Seiten, 39,80 Euro
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