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Auch hatte niemand den Mut, selbstgewollt sein Bild sich von mir malen zu lassen", notierte Emil Nolde (1867-1956) in seinen Lebenserinnerungen. Und dennoch finden sich in seinem Werk viele Porträts; sie gelten sogar als ein herausragendes Thema in seinem Schaffen. Etwa 50 dieser einzigartigen Bildnisse sind noch bis zum 15. August im Ulmer Museum zu sehen. Anschließend gehen sie nach Holland; in "De Zonnehof - centrum voor moderne kunst" in Amersfoort sind sie vom 18. September 2005 bis zum 8. Januar 2006 zu bewundern. Gezeigt werden Bildnisse aus der Zeit von 1903 bis 1918, darunter meisterhafte Selbstporträts, das berühmte Doppelbildnis "Bruder und Schwester" von 1918 und Darstellungen von Menschen, denen Nolde 1913 / 14 auf seiner Reise nach Neuguinea begegnete. Und immer wieder Ada, die Frau, die Nolde 1902 heiratete.
Ein Buch aus dem Verlag Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit, dokumentiert anschaulich diese erste Präsentation Noldes als Porträtmaler: Emil Nolde - Blickkontakte. Frühe Porträts (Hrsg. Brigitte Reinhardt, Ulmer Museum, mit Tilman Osterwold, Deutsch / Englisch, 160 Seiten, 91 Abbildungen, davon 58 farbig, gebunden mit Schutzumschlag, 29 Euro).
Mut brauchte man nach damaligen Maßstäben sicherlich, um sich von Nolde porträtieren zu lassen. Schließlich ging es dem Maler weniger darum, die individuellen Züge abzubilden. Ihn fesselten eher bestimmte Eigenschaften, "ein bestimmter innerer Zustand, der für ihn die Person charakterisierte" (Brigitte Reinhardt). - "Der malerisch e Vortrag wirkt geradezu informell, wie vom Gegenstand befreit. Gesichter und Menschenbilder erscheinen wie neu erschaffen." Helga Beck
Emil Nolde: Leute im Dorfkrug (Öl, 1912) |
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