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Die Heftigkeit, mit der die Gefechte mit den radikal-islamischen Rebellen in Südafghanistan zur Zeit toben, hat selbst Pessimisten überrascht. Vor einem Monat hat die Internationale Schutztruppe Isaf das Kommando für die Region übernommen. Nun kommt es fast täglich zu schweren Gefechten zwischen Taliban und Soldaten der international en Friedenstruppe.
Fast folgerichtig hieß es im Hauptquartier der „Internationalen Schutztruppe“ in Kabul, die Bundeswehr-Truppen im Norden hätten Kapazitäten und Fähigkeiten, die auch im Süden gebraucht werden. Deutschland werde von anderen Isaf-Nationen kritisch betrachtet, weil die Bundeswehr nur im verhältnismäßig ruhigen Norden des Landes und in der Hauptstadt Kabul stationiert ist, während andere Nationen schwere Verluste im Süden erlitten.
Isaf-Kommandeur David Richards hatte vor der Kommandoübernahme im Süden gesagt, er habe die Freiheit, die 18000 Isaf-Soldaten dort einzusetzen, wo es militärisch Sinn mache. Dazu hätten sich die Truppensteller bereit erklärt. Die Begehrlichkeiten der Isaf-Führung, frische Truppen für die zum Teil schweren Kampfeinsätze im Süden zu bekommen, sind nicht neu. Bereits vor mehreren Wochen hatte Isaf nach deutschen Soldaten gefragt. Die Bitte war jedoch in Berlin auf taube Ohren gestoßen.
Und Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) denkt weiter nicht daran, Soldaten der Bundeswehr im unruhigen Süden Afghanistans einzusetzen. Ein Grund für die deutsche Zurückhaltung, in anderen Teilen als dem Norden Afghanistans aktiv zu werden, sind zum Teil verheerende Ausrüstungsmängel beim deutschen Kontingent. So fehlen geschützte Fahrzeuge. Angesichts der zunehmenden Zahl von Anschlägen im Norden gegen Bundeswehreinrichtungen wurde zwar die Bewaffnung durch zusätzliche Gefechtsfahrzeuge verstärkt. Bewaffnung und Schutz der Soldaten gelten aber immer noch als unzureichend. Durch den Mangel an geeignetem Fluggerät ist auch die Versorgung der Einheiten nicht unproblematisch.
Für den Isaf-Einsatz dürfte es weitreichende Folgen haben, sollte die Bundesregierung eine mögliche Anfrage der Schutztruppe für einen Einsatz der Bundeswehr im Süden aus Sicherheitsgründen ablehnen. Andere Isaf-Nationen könnten dem Beispiel folgen. Bislang sind vor allem Kanadier, Briten und Niederländer im Süden stationiert. Vom Isaf-Konzept, bereits befriedete Gebiete zu stabilisieren, ist wenig übrig geblieben – die Gewalt ist alltäglich. Zwar tragen die Soldaten den Kampf immer wieder zu den Rebellen. Doch auch die Aufständischen greifen an, obwohl die Isaf-Truppen ihnen militärisch überlegen sind. Sicherheitsexperten sprechen von „menschlichen Wellen“ hunderter feindlicher Kämpfer, die versuchten, Isaf-Außenposten zu stürmen. (J. Schmitz) |
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