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Brutale Saat

 
     
 
In dem TV-Gesellschaftsporträt "Erste Ehe" aus dem Jahre 2000 streiten sich zwei Partygäste über jüngere deutsche Geschichte: "Was hast du gegen die 68er?" "Die 68er sind an allem schuld, das heute schlimm ist. Die haben das totalitäre Denken abgeschafft. Und was haben wir heute? Big Brother und die Love Parade!"

Diese eher satirische Sichtweise hat einen wahren Kern: Denn Selbstdarstellen und -ausleben um jeden Preis sowie das Verachten der hergebrachten Regeln wurden von den 68ern als Tugend schlechthin gepredigt. "Respekt vor der Obrigkeit" war als Kriecherei verschrien, der Satz "Das tut man nicht!" galt als schlicht faschistisch. Eine ganze Generation von Ideologen stellte jeden an den Pranger
, der die vermeintlich veralteten Regelwerke verteidigte. Die Botschaft ist angekommen.

Eine der Folgen ist die gesunkene Hemmschwelle zur Gewalt. Heute machen Jugendliche Berlins Straßen unsicher, denen offenbar keinerlei Regeln mehr in die Quere gekommen sind bei ihrer "freien Entfaltung". Polizisten waren einst Respektspersonen. Heute werden sie gerade in Berlin immer öfter Opfer plötzlicher und ohne Vorwarnung ausbrechender Attacken. Die Zahl der angegriffenen und verletzten Polizisten ist seit 1997 von 997 auf 1.602 (2003) gestiegen. Dies sagt eine interne Polizeistudie.

Die größte Gruppe der Tatverdächtigen sind junge Libanesen. Zwar haben nur 0,2 Prozent der Berliner einen libanesischen Paß, dennoch schlagen und prügeln sie in der ersten Reihe. Bei der zweitgrößten Gruppe ist die Nationalität nicht ermittelbar. Die Türken, mit 3,5 Prozent der Berliner Bevölkerung die insgesamt größte Ausländergruppe, besetzen in der Skala Platz sieben, die Deutschen (86,7 Prozent aller Berliner) Rang 14.

Alle Polizisten sollen jetzt mit neuen schußsicheren Westen ausgestattet werden. Die bisherigen Schutzwesten waren sehr unbeliebt. Zwar hielten sie Kugeln ab. Bei einer Messerattacke verschlimmerten sie aber die Wunde des Verletzten noch.

Und nicht allein Polizisten sind im Visier von jungen Gewalttätern. Neuerdings steigt zudem die Zahl der Übergriffe auf Busfahrer. Sie werden beschimpft, belästigt und verletzt. Jeden zweiten Tag einer. Mitte August schlugen acht betrunkene Jugendliche in einem Zehlendorfer Bus eine Scheibe ein. Kurz darauf geschah das gleiche auch in Berlin-Mitte. In Marzahn wurde ein Kontrolleur von Schwarzfahrern krankenhausreif geschlagen und mit Steinen beworfen.

Die BVG hat schon Kameras angebracht und würde gerne die Fahrgastzelle ihrer Busfahrer vom Bus abtrennen, um sie so zu schützen. Darf sie aber nicht - denn das verbietet eine EU-Richtlinie.

 
     
     
 
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