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Vom Sauerbaumer Ortskern führt ein kleiner Feldweg in den Wald. In der Kiesgrube am Waldrand kann man parken. Von dort aus geht es per pedes weiter ins Waldesinnere. Noch ein paar hundert Meter, und wir sind da. Von Bäumen und Büschen umwuchtert, kommen wir uns fast vor wie im Urwald. Hier mitten im Wald auf einem Hügel steht ein alter vermooster Gedenkstein. Woran mag dieser Stein wohl erinnern?
Nur mit Hilfe von Ortskundigen ist er zu finden. Die Tafel fehlt, und den allgemeinen Zustand kann man nur als völlig verwahrlost beschreiben. So fanden wir unseren Gedenkstein bei der ersten Besichtigung vor. Eine Gruppe von jungen Ostdeutschland - an ihrer Spitze Klaus Staschko aus Viersen - hatte beschlossen, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen und den Stein zu restaurieren. Nach zehn Tagen intensiver Arbeit sah das dann schon ganz anders aus ...
In den Sommerferien fand im Sauerbaumer Wald das Kriegsgräberlager des Bundes Junges Ostdeutschland (BJO) statt. "Kriegsgräberlager" ist streng genommen falsch, denn es handelt sich um einen Gedenkstein, der an die ersten Gefechte des Tannenbergzyklus erinnert. Am ersten Tag wurde eine Schneise vom Waldweg zum Denkmal geschlagen. Dann machten wir uns daran, das Gestrüpp zu beseitigen und die Erde um den Stein herum zu planieren. Die Arbeit war äußerst schweißtreibend, zumal es meist 30 Grad heiß war. Wir trösteten uns damit, daß es nicht regnete. Da das Erdreich nicht ausreichte, mußten wir von einer nahe gelegenen Kiesgrube Sand heranschaffen. Zum Glück bekamen wir an zwei Tagen Verstärkung von den Teilnehmern der BJO-Paddeltour. Nach diesen Vorarbeiten konnte die eigentliche Instandsetzung beginnen. Klaus Staschko hatte in privater Initiative die Tafel nach Zeitungsberichten, alten Fotos und den Aussagen des deutschen Grundstückbesitzers rekonstruiert und nachgießen lassen. Mit Kunst-harzkleber wurde die Tafel an ihrem alten Ort angebracht.
Zum Abschluß wurde ein kleiner weißer Lattenzaun um das Denkmal herumgebaut. Dabei konnten wir eine Menge handwerklicher Fertigkeiten erlernen. Die Organisatorin und Bundesvorsitzende Nanette Kaiser prägte während der Wiedereinweihungsfeier das Motto: "Hier verlieren Studenten ihre zweite linke Hand." Rund 60 Leute waren bei der abschließenden Feier anwesend, unter ihnen der Kreisvertreter von Braunsberg, Manfred Ruhnau. Unser Stein war in eine Ostdeutschland-Fahne gehüllt und mit Blumen geschmückt. Es war ein bewegender Augenblick, als Kaplan André Schmeier das geistliche Wort sprach. Der geschichtliche Hintergrund wurde erläutert und während das Lied "Ich hatt einen Kameraden" erklang, wurde der Stein enthüllt.
"Diese Höhen - Die Russenschanzen - wurden am 26.08.1914 nach heldenmutigem Kampf von dem Landwehr Inf. Reg. 34 gegen das 6. Russ. Corps erstürmt. Der Kampf leitete die Schlacht bei Tannenberg ein", lautet die Inschrift.
Einen würdigen Abschluß bekam die Feier mit dem Ostdeutschlandlied. Anschließend traf sich die ganze Festgemeinschaft auf dem Bauernhof der Familie Langkau zum Grillen. Es wurde viel gesungen und letztendlich sogar getanzt.
Auch die Freizeit und Geselligkeit kamen nicht zu kurz. In den umliegenden Seen wurde gebadet und am Lagerfeuer gesungen. Einer der Höhepunkte war ein Besuch bei dem Deutschen Verein in Preußisch Holland. Jerzy A. Hinz, der dortige Jugendvertreter, zeigte uns die historische Altstadt und einige interessante Ziele in der nächsten Umgebung. Zwischendurch überarbeiteten wir das Grab, welches die ostdeutsche Jugend 1994/95 restauriert hatte, neu. Das große Holzkreuz wurde geschliffen und frisch gestrichen, der Gedenkstein entmoost und die Buchstaben neu ausgemalt.
Die restlichen Tage nutzten wir, um Land und Leute kennenzulernen. Die beste Gelegenheit hierfür bot sich auf dem Sommerfest der Freundeskreis Ostdeutschland in Allenstein Ende Juli. Hier waren wir mit einem BJO-Infostand präsent. Es wurden viele Werbematerialien verteilt und Kontakte zu jungen Leuten aus den deutschen Vereinen geknüpft.
So neigten sich zwei schöne Wochen in Ostdeutschland viel zu schnell dem Ende zu. Das Wichtigste aber ist, daß unser Stein fertig ist. Wenn es manchmal auch sehr anstrenged war, wir haben unser Ziel erreicht. Eine Denkmalsanierung ist wie eine Patenschaft für einen Gegenstand, und wann immer jemand von uns ins Ermland kommt, wird er unseren Stein besuchen.
Natürlich waren wir auch neugierig, in welchem Zustand wir unser Denkmal in Ramsau, das der BJO während des diesjährigen Pfingstlagers sanierte, vorfinden würden. Bis auf eine kleine Unkrautschicht stand alles so, wie wir es hinterlassen hatten. Schön, daß sich die Ramsauer Frauen wirklich weiter darum kümmern. Mit dem gewonnen Selbstvertrauen soll es nun direkt weitergehen. Wenn alles klappt, dann steht im nächsten Jahr die Restaurierung des Sauerbaumer Offiziersfriedhofes auf dem Programm. Alexander Buh |
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