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Der abendländische Mensch hat in seiner Offenbarungsreligion Gott gefunden. Er hat ein überirdisches Ideal geschaffen. Chinas Religionen dagegen tragen die Namen von Philosophen", erläutert die China-Expertin Carla Steenberg, geborene Wiechert, den Unterschied zwischen den beiden Welten. "In ihrer Philosophie suchen sie die Natur, das Göttliche, das in allem ist, und haben in der Natur und damit in sich das menschennahe irdische Ideal gefunden." Die Ostpreußin, die als Dozentin für Deutsche Literatur und Rhetorik an der Universität für Chinesische Kultur in Taipeh/Taiwan wirkte, gründete 1978 gemeinsam mit ihrem Adoptivsohn Hu Hsiang-fan das China-Studio "Die Bambusbrücke" (Lutherstraße 27, in 71576 Burgstetten), um Europäern mit Ausstellungen, Vorträgen und Seminaren die chinesische Kultur nahezubringen. Im Rahmen dieser Bemühungen stehen auch die Veröffentlichungen des deutsch-chinesischen Duos. Erst im vergangenen Jahr erschien im Berliner Theseus Verlag der kleine Band "Über die Bambusbrücke" mit chinesischen Miniaturen, die sich dem Bambus und der Chrysantheme widmeten, zwei der Vier Edlen in Malerei und Poesie. Nun ist ein zweiter Band im gleichen Verlag erschienen, der sich der beiden anderen "Edlen", Orchidee und Pflaumenblüte (96 Seiten, 14 Abb., geb. mit Schutzumschlag, 20 DM) annimmt. Sie stehen für Schönheit und Bescheidenheit. Die Gedichte und kurzen Prosatexte alter und neuer Meister faszinieren ebenso wie die Reproduktionen chinesischer Malerei und geben einen winzigen Blick frei hinter den Bambusvorhang.
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