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Concorde" - Eintracht. So lautet die neue Kampfformel des mit großer Mehrheit wiedergewählten französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Der Gaullist beschwört den Geist der Zusammenarbeit und will die erschütterte Autorität des Staates wiederherstellen.
Ob ihm das gelingt, hängt ganz wesentlich vom Ausgang der kommenden Parlamentswahlen ab, die nach französischem Wahlmodus am 9. und 16. Juni durchgeführt werden. Zur Zeit wirkt die Linke niedergeschlagen, nachdem ihr eigener Spitzenkandidat Lionel Jospin es nicht einmal in die Stichwahl geschafft hatte. Die Sozialisten werden nun von dem farblosen François Hollande angeführt. Im Hintergrund aber rührt sich bereits der profilierte Ex-Finanz- und Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn, der den Sozialisten zulasten des Bürgerlichen Chirac neuen Zug verleihen könnte.
Die in der turbulenten Präsidentschaftswahl zutage getretenen Probleme Frankreichs aber liegen tiefer. Der Schriftsteller Michel Tournier beklagte in der "FAZ", sein Land leide unter einem Korporatismus, bei dem die verschiedenen Teile das Land in verschiedene Richtungen zögen.
Was wie ein Widerspruch in sich klingt, ist leicht entschlüsselt: Fast die gesamte politische Elite samt hoher Beamter wird in der selben Eliteschule, der "ENA" in Straßburg geschult. Auch Chirac und sein Rivale Jospin sind ENA-Absolventen. Folge: Über alle etablierten Parteien hinweg kennen sich die Führer - und duzen sich.
Soviel Gemeinsamkeit bei öffentlich zelebriertem ideologischen Streit macht viele Franzosen mißtrauisch. Kein Wunder also, daß laut Umfrage des Massenblatts "Le Parisien" 60 Prozent der Franzosen annehmen, daß das Gewicht des rechten "Front National" (dessen Chef Le Pen eben nicht zum verschworenen ENA-Club zählt) in Zukunft noch zunehmen wird - trotz der jüngsten Schlappe. Eine verwirrte Linke, in Gaullisten und rechtsliberale Zentristen gespaltene Bürgerliche und das allgemeine Mißtrauen gegen die politischen Eliten könnten so noch für Überraschungen sorgen bei den kommenden Parlamentswahle |
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