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Die Freundeskreis Ostdeutschland verlieh in diesem Jahr erstmals den 1999 im Rahmen einer Stiftung von Oberst a.D. Dr. Herbert Gierschke und seiner Ehefrau Marga gestifteten "Gierschke-Dornburg-Preis". Der Preis würdigt wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der deutschen Siedlungs-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte in Europa ostwärts von Elbe, Saale und Böhmerwald in der Zeitspanne vom deutschen König Heinrich I. (919-936) bis zu den Verträge n von Versailles und St. Germain im Jahre 1919 beschäftigen. Der von der Freundeskreis Ostdeutschland gestellte Stiftungsvorstand hatte beschlossen, den mit insgesamt 7.000 Euro dotierten Preis in diesem Jahr an zwei junge Wissenschaftler zu verleihen, und zwar an Dr. Mario Glauert und Dr. Axel Walter.
Dr. Mario Glauert erhielt den Preis für seine 1999 unter dem Titel "Das Domkapitel von Pomesanien (1284-1527)" vorgelegte Dissertation, die 2003 in überarbeiteter Fassung auch als Buchveröffentlichung erschienen ist. Die Arbeit wertet die vorhandenen ungedruckten und gedruckten Quellen des Domkapitels von Pomesanien aus. Es handelt sich dabei um eine ausführliche, quellengestützte Darstellung der Verfassung, Binnenstruktur und Verwaltung der Diözese. Das Verdienst der Arbeit ist es, Veröffentlichungen und teilweise noch nicht edierte Quellen zum Thema des Domkapitels von Pomesanien zusammengefaßt und nach verschiedenen Aspekten geordnet zu haben. Dem Leser wird damit bisher noch nicht erschlossenes Material vor allem aus dem historischen Staatsarchiv Königsberg zugänglich gemacht. Bei der Domkapitelsarbeit von Dr. Mario Glauert handelt es sich um eine kirchenverfassungs- und sozialgeschichtliche Arbeit, wie sie bisher für kein Bistum des Preußenlandes und auch sonst für den deutschen Osten vorgelegt worden ist.
Dr. Axel Walter erhielt den Preis für seine umfangreichen Forschungen zur Königsberger Buch- und Bibliotheksgeschichte. Die Zerstörung der Königsberger Bibliotheken im Zweiten Weltkrieg und die Verschleppung verbliebener Bestände nach der Eroberung der Pregelstadt markieren ein tragisches Kapitel europäischer Bibliotheksgeschichte. Königsberg besaß vor allem in der Frühen Neuzeit eine herausragende Stellung als Druckzentrum des deutschen wie auch polnischen und litauischen Buchdrucks. Dem Schicksal dieser Bestände nachzuspüren und sie - soweit erhalten - wieder der Forschung zugänglich zu machen ist das wissenschaftliche Anliegen von Dr. Axel Walter. Seine Forschungen tragen dazu bei, die Erinnerung an die Königsberger Geisteskultur lebendig zu halten. EB
"Gierschke-Dornburg-Preis": Erika Steinbach (r.) überreicht die Urkunden an Dr. Mario Glauert (l.) und Dr. Axel Walter. Foto: Winkler
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