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Heinz Vogt beschreibt sehr detailreich und mit feinem Gespür für seine Protagonisten den letzten Sommer einer ostdeutschen Landschaft, seiner Heimat. Durch lebendige Dialoge und um die vielfältigsten Einzelschicksale der Bewohner vom Dorf und Gut Mauritten bereichert, bietet seine "Erzählung aus Ostdeutschlands heißem Kriegssommer 1944" mehr als ein reines Erinnerungswerk. Der Autor verfolgt das ehrgeizige Ziel, eine Landschaft in ihrer schicksalhaften Endzeit mit ihren Menschen und deren sorgenreichen, aber auch humorvollen Erlebnissen wiederauferstehen zu lassen. Dank der verschiedenen Perspektiven, die sich beispielsweise aus der parallelen Schilderung des britischen Bomberpiloten Tony Connaught und den Empfindungen der ostdeutschen Landbevölkerung angesichts der Zerstörung Königsbergs durch Luftangriffe der Briten glaubhaft ergeben, gelingt ihm dieses Vorhaben auch. Historisch genau und mit hintergründigen, aber nie aufdringlichen Gedanken zu ethischen Fragen im Krieg, zu Philosophie und Religion gelingt es dem Autor, seine Figuren sprechen zu lassen. Es ist der Blick für das Menschliche und Zwischenmenschliche, der Ereignisse des Widerstandes gegen Hitler genauso aus den Augen der einfachen Landbevölkerung sichtbar werden läßt wie die Verstrickungen in die Diktatur. Das pralle Leben seiner Figuren liebt Vogt zu sehr, um sich zum Richter über seine Hauptdarsteller oder die Zeit zu erheben. Gerade dieser Umstand sowie der zurückgenommene, kaum merkliche Erzähler machen sein Buch so lesens- und liebenswert. Auch wenn es angesichts der vielen Personen und Handlungsstränge den Leser fordert, wendet sich "Der letzte Sommer von Mauritten" mit einem Augenzwinkern an den Leser.
Heinz Vogt: "Der letzte Sommer von Mauritten. Eine Erzählung aus Ostdeutschlands heißem Kriegssommer 1944", Isensee Verlag 2004, broschiert, 379 Seiten, 14,80 Euro
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