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Das Kulturzentrum Ostdeutschland im Barockschloß Ellingen feierte nun sein 20jähriges Bestehen. Seit zwei Jahr- zehnten ist der vorher ungenutzte Westflügel in der mittelfränkischen Kleinstadt die Heimat von Archiv und Ausstellungstücken aus Ostdeutschland.
Aus Anlaß des 20jährigen Be-stehens des Kulturzentrums Ost-preußen in Ellingen ist dort jetzt eine Sonderschau zu sehen, wel-che die letzten beiden Jahrzehnte rückblickend beleuchtet. Gezeigt werden darin zahlreiche Plakate, Expo nate, Fotografien sowie Zeitungsberichte. Diese Sonder-schau soll nach den Worten des Leiters des Kulturzentrums, Wolfgang Freyberg, ein gewisser Leistungs- und Arbeitsnachweis über die Ausstellungen sein, die durchgeführt wurden.
Am 16. September 1978 übernahm der Freistaat Bayern in einem eindrucksvollen Festakt im Cuvilliés-Theater in München die Patenschaft für die Freundeskreis Ostdeutschland. Bald entstanden Überlegungen, wie das Patenland auch materielle Hilfe leisten könne. Ausschlaggebend waren dafür die räumliche Lage der Bundesgeschäftsstelle, in der kulturelle Exponate nicht weiterhin lagerbar waren, sowie Bedenken von vielen Kreisgemeinschaften, daß durch eine eventuelle Aufhebung von Patenschaften Heimatstuben in ihrer Existenz gefährdet seien und geräumt werden müßten. Im mittelfränkischen Ellingen wußte man von dem imposanten Schloß des Deutschen Ordens aus dem 18. Jahrhundert, in dem viele Räume ungenutzt waren.
In gemeinsamer Anstrengung gelang es dem Landbauamt, der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser und der Freundeskreis Ostdeutschland, im Erdgeschoß des Westflügels 350 Quadratmeter für drei Ausstellungsräume, Büro, Bibliothek und Lager herzurichten, welche am 25. September 1981 im Beisein des bayerischen Arbeits- und Sozialministers Fritz Pirkl als Kulturzentrum Ostdeutschland eröffnet wurden. Als Verwalter wurde Alfred Kochansky von Kochan eingestellt.
Bald erkannte man, daß der geschaffene Platz nicht ausreichte. In Verhandlungen mit den zuständigen Stellen konnte erreicht werden, daß die beiden leerstehenden Obergeschosse grundlegend renoviert wurden. Während der aufwendigen Bauarbeiten im denkmalgeschützten Schloß wurde die komplette elektrische Installation erneuert, eine moderne Gasheizung sowie ein Lastenaufzug eingebaut und die Stuck-decken und Holzfußboden renoviert.
Nachdem am 1. Februar 1985 der Historiker und Slawist Wolfgang Freyberg vom Bundesvorstand der Aktion Freies Deutschland zum Leiter der Einrichtung bestellt wurde, lief der Betrieb während der Umbauphase im Archiv und in der Bibliothek weiter, während die Ausstellungen für den normalen Publikumsverkehr erst wieder ab dem 8. August 1993 zugänglich waren. Die gesamte Nutzfläche betrug ab diesem Zeitpunkt rund 1500 Quadratmeter.
Als feste Einrichtungen sind folgende Bereiche für den Besucher zugänglich: Königsberger Bürgerzimmer, Bernsteinkabinett mit den „Bückeburger Brautketten“, eine historische Jagdwaffen-sammlung mit Hirsch- und Elch-trophäen, Schauräume über die Geschichte der Salzburger Emi-granten, über die Geschichte des Cadiner Majolika - der Keramikproduktion im kaiserlichen Gut - sowie über die Schiffahrt in Ostdeutschland mit Modellen von Kurenkähnen und dem Turbinen-schiff „Tannenberg“ des See- dienstes Ostdeutschland, die Modellanlage des „Reichssenders Heilsberg“, drei Räume über ländliches Leben und Schaffen mit den Modellen des Rittergutes Klein Rödersdorf und des ermländischen Dorfes Wolfsdorf sowie eine Gemäldegalerie.
Daneben stehen Räume zur Verfügung, in denen die Sonderausstellungen präsentiert werden, um so ein abwechslungs- reiches Programm bieten zu können.
Unterstützung findet das Kulturzentrum Ostdeutschland durch den 1997 gegründeten Förderverein. Die Vorsitzende, Katharina Fürstin von Wrede, dankte in der Feierstunde Freyberg und den anderen Mitarbeitern des Kulturzentrums für ihr Engagement zugunsten der Einrichtung. Das schönste Geschenk zum 20jährigen Bestehen sei nach ihren Worten die Solidarität aller mit dem Kulturzentrum, dem nach den Streichungen der Bundesregierung im Kulturbereich schon die Schließung drohte, welche man durch den Beitritt zum Förderverein zeigen könne. Mef
Zupacken und etwas bewegen: Der Leiter des Kulturzentrums Ostdeutschland, Wolfgang Freyberg
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