Der Erbe

Edmund Stoiber hat es geschafft, als Bayerischer Ministerpräsident und (designierter) CSU-Chef hat er nun endgültig den Thron von Franz Josef Strauß bestiegen. Er will ihn ausfüllen, indem er auch die Politik des Übervaters aufnimmt. Dessen Credo lautete, daß es niemals eine bürgerlich-patriotische Kraft neben der Union geben dürfe.

Stoiber hat richtig erkannt, daß der fortgesetzte Linkskurs der Union im national

en Lager ein stattliches Feld unbeackert zurückgelassen hat. Das will der Bayer – ganz im Sinne von "FJS" – nicht länger hinnehmen und fordert jetzt endlich mehr Nationalbewußtsein in der deutschen Politik: "Vielleicht definieren wir uns in letzter Zeit zu stark über Europa", sagte er der Berliner "Welt".

Dem möchte man unumwunden zustimmen. Zum Hoffnung schöpfen könnte es aber noch zu früh sein. Die von der Jungen Union geprägten CDU-Nachwuchstalente, die nun mit Getöse nach vorne wollen, haben nicht gerade ein Schule des Patriotismus durchlaufen. In Werbesprüche wie "touch the future" gewickelt gaben und geben sich die Jung-Unionler geradezu als Speerspitze eines "zukunftsorientierten" Politikverständnisses. Das hieß im JU-Klartext stets: Auf den Müll mit dem ganzen Nationalkram! "Europa", der "Westen" oder gleich die ganze "Weltgemeinschaft" im "globalen Dorf".

Womöglich beruhigen sich die entnationalisierten CDU-Kämpen mit der These, Stoiber verzapfe sowieso nur Sprüche ohne echten politischen Willen dahinter – "Klientelbedienung". Auch Strauß galt in den 70ern als Vorkämpfer der deutschen Sache, beschenkte die strauchelnde DDR dann aber gleich nach der 82er Wende mit dem berüchtigten Milliardenkredit. Verdächtig. Und Stoi-ber bekritelte zwar den "Euro" öffentlich, stimmte ihm aber schließlich zu.

Indes – jedem seine Chance, auch wenn es schon die zweite ist. Was Stoiber jetzt zur Nation gesagt hat, ist inhaltlich richtig. Die CDU soll- te ihm schleunigst folgen, was sie wahrscheinlich aber nicht tun wird.