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Der Kölsche Klüngel und die Ehre

 
     
 
Man kann auch aus Skandalen lernen. Zum Beispiel, daß Begriffe nicht unbedingt das bedeuten, was wir bislang hinter ihnen vermutet haben. So durften wir aus dem Spendenskandal der CDU die Erkenntnis gewinnen, daß ein Ehrenwort weder mit „Ehre“ noch mit „Worten“ zu tun haben muß; es kann auch bedeuten, daß jemand aus Motiven, die mehrheitlich für eher unehrenhaft gehalten werden, kein Wort zu dem sagt, was eben diese Mehrheit wissen will.

Nun endlich haben die Genossen von der SPD dem etwas entgegenzusetzen. In Köln produzierten sie ihren eigenen Spendenskandal, und auch hier gelangt das staunende Publikum zu völlig neuen Erkenntnissen. So bedeutete „Ehrenerklärung“ bisher, daß man sich für das ehrenhafte Verhalten eines anderen verbürgte. Die rheinische
n Sozialdemokraten gaben nun aber gleich dutzendweise „Ehrenerklärungen“ ab - jeweils für sich selbst. Das ist neu, und man darf sicher sein, daß dieses Beispiel unter Politikern jeglicher Couleur Schule macht: „Hiermit erkläre ich bei meiner Ehre, daß ich mich ehrenhaft und korrekt verhalten habe“ - so einfach kann es sein, sich per „Ehrenwort“ aus der Verantwortung zu stehlen.

Warten wir ab, was den rheinischen Frohnaturen noch alles einfällt. Vielleicht wollen sie uns demnächst noch weismachen, es habe gar keine finsteren Müllentsorger gegeben, die sich mit verdeckten Parteispenden Bau- und Betriebsgenehmigungen für gewinnträchtige Verbrennungsanlagen erschleichen wollten; vielleicht haben die Kölner Genossen sich selber etwas gespendet („Man gönnt sich ja sonst nichts!“), haben sich, ganz korrekt, selber Spendenbescheinungen ausgestellt und diese dann, gestützt auf „Ehrenerklärungen“ in eigener Sache, steuermindernd beim Finanzamt eingereicht.

Vielleicht meinen Sie, liebe Leser, hier sei dem nun doch zu sehr die Phantasie durchgegangen. Aber: Was haben wir uns von Politikern nicht schon alles an abenteuerlichen Ausreden anhören müssen, um Fehlverhalten zu verkleistern oder von falschen Versprechungen abzulenken. Da scheint inzwischen im Kölschen Klüngel nichts mehr unmöglich zu sein - auch dank willfähriger Medien, die jeden Blödsinn bringen, wenn er nur „politisch korrekt“ ist.

Daß die SPD-Spitze und ihre publizistischen Weggefährten derzeit alles versuchen, um den Spendenskandal zum lokalen Ereignis kleinzureden und ansonsten schnellstmöglich vom Tisch zu haben, ist angesichts drohender Wahltermine nachvollziehbar. In zentralen Politikbereichen (Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Aufbau Ost, Bundeswehr) gerät die rot-grüne Chaos-Truppe immer stärker unter Druck. Das für sie äußerst unangenehme Thema „Zuwanderung“ läßt sich, sofern die Union standhaft bleibt, nicht aus dem Wahlkampf heraushalten. Da blieb nur noch ein Thema, bei dem Schröder und Müntefering punkten konnten. Schon lagen die Steine bereit, die man auf die christdemokratischen Spendensünder werfen wollte, und dann findet man sich auf einmal selber im Glashaus wieder!

Münteferings krampfhafte Versuche, sich durch „gnadenlose Aufklärung“ nachträglich als Saubermann zu profilieren, ändern nichts daran: Die Wahlkampfstrategie haben die Genossen sich gründlich vermasselt. Immerhin könnte uns dadurch ein Teil der längst vorbereiteten Schlammschlacht erpart bleiben. Und das ist gut so - in allen Ehren …

 
     
     
 
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